Mal ganz ehrlich, liebe Frankreich-Freunde: Was wäre eine Reise in unser geliebtes Nachbarland ohne einen gescheiten und humorvollen Begleiter? Nur halb so prickelnd, ganz sicher! Während Sie nun zweifelsfrei an ein männliches oder weibliches Wesen, ganz nach Gusto, denken – da bin ich natürlich ganz bei Ihnen – habe ich ein gutes Buch im Sinn. Keine hohe literarische Kunst, kein historisches Werk, weder politische noch gesellschaftliche Analyse, keine Zeitgeschichte. Das alles vernachlässige ich jetzt gerne für eine Weile und widme mich ganz den „kriminellen“ Reiseführern. Ich liebe Ermittler wie Madame le Commissaire Isabell Bonnet (Pierre Martin), Rechtsmediziner Leon Ritter (Remy Eyssen) und Capitaine Roger Blanc (Cay Rademacher). Sie lassen mich immer wieder Neues entdecken, verwöhnen kulinarisch, bringen mir das Savoir-vivre näher. Und das alles gewürzt mit ein bisschen Mord.
Als gäbe es nicht schon genug Verbrechen im schönen Midi, treibt jetzt auch noch Lucien Comte de Chacarasse, ein Auftragsmörder, sein Unwesen – oder doch nicht? Bestseller-Autor Pierre Martin hat mit „Monsieur le Comte“ einen Protagonisten von der finsteren Seite geschaffen. Der hat allerdings ein Problem: Der Herr Graf will gar nicht töten. „Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens“ heißt der erste Band der neuen Krimi-Reihe mit einem Augenzwinkern im Knaur-Verlag ab 4. Oktober 2022. Und: Er macht Lust auf die nächste Reise in den Süden Frankreichs.
Der Auftragskiller und der geheimnisvolle Autor
Pierre Martin, der seine wahre Identität partout nicht preisgeben will, hat mir schriftlich ein wenig über seinen neuen Krimi „erzählt“.
Welche Motivation hatten Sie, eine neue Figur zu schaffen? Interessant ist, dass sie offenbar ganz anders ist als die – sagen wir – handelsüblichen Ermittler.
„Tatsächlich gibt es ja mittlerweile fast so viele Ermittler wie Sand an der Plage de Pampelonne. Unter ihnen meine von mir wertgeschätzte Madame le Commissaire. Ich dachte, es müsste reizvoll sein, mal die Seiten zu wechseln. Deshalb ist mein neuer Protagonist ein Auftragsmörder. Allerdings einer, der sich weigert, jemanden umzubringen. Das macht ihn (hoffentlich) sympathisch und man fragt sich, wie das gehen soll.
„War mal was anderes, als auf Verbrecherjagd zu gehen“
Hintergrund: Die Vorfahren meiner Hauptfigur Lucien Comte de Chacarasse haben seit Generationen für die höchsten Kreise gemordet. Der Legende nach für die Bourbonen ebenso wie für die Medici oder den Vatikan. Auf dem Totenbett seines Vaters hat er versprochen, die Familientradition fortzusetzen. Weil er das aber mit seinem Gewissen nicht vereinbaren kann, sucht er nach Wegen, seine Opfer am Leben zu lassen. Aus diesem Konflikt einen Plot zu entwickeln, hat Spaß gemacht – und war mal was anderes, als auf Verbrecherjagd zu gehen.“
Wo geht die literarisch-provenzalische Reise diesmal hin?
„Damit sich die Wege vom Monsieur le Comte möglichst wenig mit jenen meiner Madame kreuzen, habe ich die französische Riviera gedanklich in zwei Bereiche geteilt. Isabelle ermittelt mehr im Westen etwa von Cannes über Saint-Tropez bis Toulon und Marseille. Luciens bevorzugter Tätigkeitsbereich reicht weiter östlich von Nizza und Monte-Carlo bis Menton und darüber hinaus ins angrenzende Italien. Weil sich seine Auftraggeber aber nicht an diese Vorgaben halten, sind Exkursionen unvermeidbar. Gleich sein erstes Opfer führt ihn nach Lyon. Und für den zweiten Auftrag muss er nach San Remo.“
Ideen liegen in der Schublade
Welche Beziehung haben Sie zu Villefranche-sur-Mer?
„Keine intensivere als zu vielen anderen Orten an der Côte d’Azur. Ich habe mich für Villefranche entschieden, weil der Familiensitz der Grafen von Chacarasse gleich gegenüber auf Cap-Ferrat liegt und Luciens Onkel Edmond in Beaulieu residiert. Alles liegt nur wenige Vespa-Minuten voneinander entfernt. Zu einem jungen Aussteiger, der lieber ein Restaurant führt als Menschen umzubringen, passt das lebendige Villefranche mit seinem alten Ortskern und den Quais am Meer ziemlich gut. Hier ein Lokal zu führen, muss Spaß machen. Vor allem, wenn man nicht darauf angewiesen ist, dass es sich rentiert.“
Wie viele Krimis sind geplant?
„Da gibt es keinen Plan mit Obergrenze. Die LeserInnen entscheiden, ob ihnen das Buch gefällt. Wenn es sich gut verkauft, spricht nichts gegen eine längere Reihe. Ideen habe ich jedenfalls genug in der Schublade.“
Ermittelt Madame le Commissaire künftig noch?
„Natürlich!!! Isabelle würde mir den Hals umdrehen, sollte ich versuchen, sie in den Ruhestand zu schicken.“
Keine Hinweise zur Identität
Die Frage, warum Pierre Martin anonym bleiben will, bleibt unbeantwortet. Und jeder Versuch, das Geheimnis zu lüften scheitert – bis jetzt jedenfalls. Hinter Pierre Martin verbirgt sich ein deutscher Autor, der sich mit Romanen, die in Frankreich und Italien spielen, einen Namen gemacht hat, gibt der Knaur-Verlag lediglich preis. Für seine ab 2014 erschienene Krimi-Reihe „Madame le Commissaire“ hat er sich das Pseudonym Pierre Martin zugelegt, unter dem auch seine neue Reihe „Monsieur le Comte“ erscheint. Und der Verlag bekräftigt: Zur Identität von Pierre Martin können wir keine Hinweise geben. Also bleibt uns Lesern nur, auf die Lösung des Rätsels zu warten.
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