Das Musée Matisse in Nizza. Foto: OTCN

Henri Matisse liebte die reinen und klaren Farben

28. Oktober 2020 | 0 Kommentare

Der Maler, der von 1938 bis zu seinem Tod 1954 in Nizza lebte, wollte nicht das Sonnenlicht auf die Leinwand projizieren, sondern die Farben für sich sprechen lassen. Die Serie von Lithografien aus Scherenschnitten „Blauer Akt“ ist weltberühmt.

Das Leben von Henri Matisse, der am 31. Dezember 1869 in Le Cateau-Cambrésis bei Cambrai im Norden Frankreichs geboren wurde, war gezeichnet von Krankheit. Mit 21 Jahren fesselte ihn eine Blinddarmentzündung monatelang ans Bett. Seine Mutter schenkte ihm zur Ablenkung einen Malkasten. „Vom Augenblick, als ich den Malkasten in der Hand hielt, wusste ich, dies ist mein Leben“, soll Henri Matisse später gesagt haben.

In die Provence und letztlich endgültig nach Nizza zog es Henri Matisse nicht hauptsächlich des Lichtes wegen. Er hatte etwas andere Ambitionen als die impressionistischen Maler, die das Sonnenlicht in all seinen Schattierungen auf der Leinwand abbildeten. Matisse wollte die puren Farben – das Blau, das Rot, das Gelb, das Grün – ihre eigene Leuchtkraft entwickeln lassen. Die Serie von Lithografien „Blauer Akt“, entstanden 1952 aus Papierschnitten, zeigt abstrakte Frauenakte in unterschiedlichen Positionen.Vielleicht hat den Maler, der zu dieser Zeit bereits schwer krank im Rollstuhl saß, das ewige Blau des Himmels über Nizza zu der Wahl diese Farbe inspiriert.

1904 reiste Matisse erstmals an die Côte d’Azur

Henri Matisse, der mit Pablo Picasso der bedeutendste Künstler der Klassischen Moderne ist, reiste 1904 erstmals an die Côte d’Azur nach Saint-Tropez. Sein Maler-Kollege aus Paris, Paul Signac, hatte ihn dazu veranlasst. In den Folgejahren kehrte Matisse immer wieder ans Mittelmeer zurück, auch wegen seiner angeschlagenen Gesundheit (Bronchitis). 1916/17 wohnte er in Nizza in den Hotels Beau-Rivage und Palais de la Méditerranée. 1920 mietete er am Place Charles Félix in der Altstadt eine Wohnung. Noch einmal kehrte er Nizza den Rücken, kam 1938 zurück und bezog ein Appartement im ehemaligen Hotel Le Régina oberhalb Nizzas in Cimiez, heute ein Stadtteil.

Auf den Spuren des Malers in Nizza

Als wir zum ersten Mal das Musée Matisse in Nizza besuchen wollten und den Hotel-Concièrge nach dem besten Weg fragten, antwortete er: „Zu Fuß, immer den Berg hinauf.“ Wir haben diesen Rat befolgt und nicht bereut. Zugegeben die etwas mehr als drei Kilometer ab dem Place Massena können im Sommer anstrengend sein. Die Alternative zum Fußmarsch ist die Fahrt mit dem Linienbus bis zur Haltestelle Arènes/Musée Matisse.

Über den Boulevard de Cimiez geht es hinauf in das gehobene Wohnviertel Cimiez. Zahlreiche luxuriöse Appartementhäuser, viele aus früheren Jahrhunderten, sind von Gärten und viel Grün umgeben. Der Stadtteil mit Blick auf das Mittelmeer strahlt Pariser Flair aus und vermittelt einen ganz anderen Eindruck von Nizza als das Strandleben. Am Ende des Boulevards liegt links das ehemalige Pracht-Hotel Le Régina aus dem 19. Jahrhundert, wo Matisse 1938 eine Wohnung bezog.

Auf der rechten Seite erstreckt sich der Jardin des Arènes mit Jahrhunderte alten Olivenbäumen. In der genuesischen Villa aus dem 17. Jahrhundert befindet sich das Musée Matisse, www.musee-matisse-nice.org, das im Jahre 1963 eröffnet wurde und sich ausschließlich dem Maler und seinen Werken widmet. In dem prachtvollen roten Gebäude sind hauptsächlich die Bilder ausgestellt, die Matisse in Nizza gemalt hat. Vom Museum aus sind es nur ein paar Schritte zum Kloster mit Garten und Friedhof, wo der Künstler im November 1954 seine letzte Ruhestätte fand.

Ein weiteres Matisse-Museum befindet sich in seinem Geburtsort. Dieses Haus hat der Maler im Jahre 1952 selbst eröffnet. Info: www.museematisse.fr

Nizza lockt auch heute die Künstler an. Hier am Quai des États-Unis hatte Henri Matisse ein Atelier.

An der Promenade des Anglais und in der Altstadt

1917 bewohnte Henri Matisse im Hotel Beau Rivage (heute ein 4-Sterne-Hotel) an der Rue Saint-Francois de Paule ein kleines Zimmer. Unweit davon davon befand sich am Quai des États-Unis sein Atelier. Ein Jahr später zog der Maler ins Hotel Palais de la Méditerranée an die Promenade des Anglais (heute ein Luxushotel), bevor er eine Wohnung in dem schönen gelben Haus am Place Charles-Félix – am östlichen Ende des Cours Saleya – in der Altstadt mietete.

Die Rosenkranzkapelle in Vence

Als „Erfüllung meines ganzen arbeitsreichen Lebens“ bezeichnete Henri Matisse die von ihm geplante und ausgestaltete Rosenkranzkapelle im Kloster von Vence oberhalb von Cagnes-sur-Mer. Diese Arbeit, sein „Meisterstück“, wie sie der Künstler auch nannte, beruht auf seiner Beziehung zu Monique Bourgeois, die er 1941 als Pflegerin engagiert hatte. Sie stand ihm auch Modell. 1946 trat Bourgeois in das Dominikanerkloster in Vence ein und führte von da an den Namen Schwester Jacques-Marie. Als sich die beiden in Vence trafen, bat sie Matisse um Rat für den Bau und die Ausstattung einer Kapelle. Matisse wollte erst nur ein Glasfenster kreieren, übernahm dann aber die komplette Gestaltung. Info: www.chapellematisse.fr

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