Die tiefe Schlucht der Ardèche: ein lohnenswerter Zwischenstopp

Etappenziel auf dem Weg nach Süden: die Ardèche

5. Juli 2024 | 0 Kommentare

Am nördlichen Rand des Midi laden Fluss und Landschaft Natur und Ruhe liebende Urlauber ein. Eine spektakuläre Corniche mit zahlreichen Aussichtspunkten gewährt tiefe Einblicke in die Schlucht und über die traumhafte Region. Ein wunderbarer Auftakt für eine Reise in die Provence.

Die schnellste Reiseroute in den Süden Frankreichs führt über Lyon. Von Norden über Luxemburg kommend, durchs Burgund, die A 7 – die Autoroute du Soleil – hinunter Richtung Aix-en-Provence. Dort richtet sich die Weiterfahrt nach dem Ziel. Entweder geht es auf dieser Autobahn weiter nach Marseille und in die Calanques, oder es erfolgt der Spurwechsel auf die A 8 mit Kurs auf Nizza. Auf dem Weg in die Provence legen wir einen lohnenswerten Zwischenstopp im Département de l’Ardèche ein, das zum Zentralmassiv gehört. Vor allem Natur und Ruhe liebende Urlauber zieht es dort hin. Wandern, Radfahren und Kanusport auf der Ardèche sind die hauptsächlichen Aktivitäten hier am nördlichen Rand des Midi, dem Tor zur Provence. Bei Bollène im Vaucluse und somit bereits in der Provence, verlassen wir die Autobahn und fahren ein paar Kilometer nach Osten in die kleine Stadt Pont-Saint-Esprit und befinden uns im Département Gard, wieder ein paar Kilometer außerhalb der Provence.

In der Nähe von Pont-Saint-Esprit beziehen wir Quartier bei Freunden. Am nächsten Tag wollen wir uns die Gorges de l’Ardèche anschauen, die kurvenreiche Corniche am Rand des Canyons entlang fahren. Unsere Gastgeber, Axel und Marie, die vor Jahrzehnten in einem wunderschönen alten Bauernhaus mit Blick auf den Mont Ventoux im Midi eine neue Heimat gefunden haben, erklären uns beim Frühstück die Route. „Ihr müsst auf jeden Fall die Runde mit dem Uhrzeigersinn fahren. Dann habt ihr ab Vallon-Pont-d’Arc rechts unter euch die Schlucht und der Beifahrer immer einen fantastischen Blick auf die Ardèche“, raten uns die beiden. Und dann geht es los.

Aiguèze, Barjac und Vallon-Pont-d’Arc

Die Départementstraße 901 führt nach Aiguèze, eines der schönsten Dörfer Frankreichs. Der mittelalterliche Ort gefällt mit seinen Gassen und Plätzen. Die Festung und der weithin sichtbare Bergfried aus dem 11./12. Jahrhundert thronen trutzig auf einem Felsvorsprung oberhalb der Ardèche. Gleich hinter der Kirche beginnt ein Weg, der dem Wanderer einen großartigen Blick auf die Schlucht und das Rhônetal bis hin zum Mont Ventoux eröffnet. Von Aiguèze geht es weiter auf der 901 nach Barjac. Häuser aus der Renaissance beidseits der engen Gassen prägen das Bild der Altstadt. Nach einem Rundgang biegen wir auf der D 579 ab nach Norden. In Vallon-Pont-d’Arc ist es Zeit für das Déjeuner – das Mittagessen.

Die Pont d’Arc

Der Ort empfängt uns sehr touristisch: Zahlreiche Boutiquen, Geschäfte für Sportkleidung, Souvenirläden und Bistros säumen die schmalen Straßen, die den Fußgängern vorbehalten sind. Vallon-Pont-d’Arc, mitten in der Weinbauregion Côtes du Vivarais, die einige gute Tropfen produziert, ist das Zentrum für den Kanu-, Wander- und Fahrradtourismus. Hier beginnt auch die dreißig Kilometer lange Gorges de l’Ardeche mit dem sechzig Meter hohen Natursteinbogen Pont d’Arc. Die eindrucksvolle Corniche, die Départementstraße 290, schlängelt sich in atemberaubender Höhe durch das Flusstal. Fahrtechnisch stellt die gut ausgebaute Strecke keine wirklich große Herausforderung dar, doch ist wegen der vielen Motorrad- und Fahrradfahrer große Achtsamkeit geboten. An den zahlreichen Aussichtspunkten lohnt es sich anzuhalten, um die sensationellen Panoramen auf die Ardèche und die Cevennen zu genießen.

Wir machen zunächst Halt am Pont d’Arc, der legendären Steinbrücke, das Fotomotiv und Wahrzeichen der Ardèche schlechthin. Die natürliche Brücke ist nicht von Menschenhand entstanden. Vor rund ein bis zwei Millionen Jahren durchbrach die Ardèche das Kalkgestein an dieser Stelle und höhlte den Felsen mehr und mehr aus. Das obere feste Gestein blieb erhalten, so dass dieser 60 Meter lange Brückenbogen entstand. 54 Meter hoch überspannt er den Fluss. Zu Füßen der Brücke liegt ein Badestrand, der vom Parkplatz aus über einen steinigen Pfad zu erreichen und in den Sommermonaten stark frequentiert ist. Nach einer Pause im warmen Sand und etlichen Mückenstichen geht es auf der kurvenreichen Strecke weiter flussabwärts nach Saint-Martin-d’Ardèche. Von den Belvédère und Balkonen aus kann man sich an der traumhaften Landschaft gar nicht satt sehen. Zur Bergseite hin beeindrucken Ziegen mit ihren unglaublichen Kletterkünsten.

Kletterkünstler

In Pont-Saint-Esprit nimmt die Rhône die Ardèche mit ins Mittelmeer

In Saint-Martin-d’Ardèche, am Ende der Corniche und wieder auf Augenhöhe mit dem Fluss kehren wir in ein Bistro direkt am Ufer zum Apéritif ein. Unsere Blicke wandern auf die gegenüberliegende Seite und entdecken den Ausgangspunkt unserer schönen Tour: das Dörfchen Aiguèze mit seiner Festung. Bei Roséwein und Tapenade schauen wir auf die Ardèche, die hier von einer stattlichen Hängebrücke überspannt wird. Nach Vallon-Pont-d’Arc die erste Möglichkeit, das rechte oder linke Flussufer zu erreichen.

Imposante Hängebrücke in Saint-Martin-d’Ardèche

Die Ardèche begibt sich nun auf ihre letzten Kilometer. Rund zehn sind es bis Pont-Saint-Esprit, wo sie 125 Kilometer hinter ihrer Quelle im Zentralmassiv in die Rhône mündet. Wir verabschieden uns vom Fluss und unseren liebenswerten Gastgebern, die uns wertvolle Tipps für diese Tour-d’Ardèche gegeben haben. Unser Fazit: Es lohnt sich auf jeden Fall auf dem Weg nach Süden, diese Region zum Etappenziel zu machen. Und wer sich für frühsteinzeitliche Höhlenmalereien interessiert, kann die Grotte Chauvet besuchen, eine Nachbildung der 1994 von Jean-Marie Chauvet entdeckten Höhle. Wegen ihrer weltweit bedeutenden Malereien und Ritzzeichnungen – mehr als 400 Wandbilder mit Tier- und Symboldarstellungen sind von Archäologen bis heute erfasst – ist die Fundstätte für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

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