Nur ein paar Kilometer von der italienischen Grenze entfernt gedeihen die weltberühmten Menton-Zitronen im mediterranen Mikroklima. An den südlichen Steilhängen der Alpes Maritim, geschützt vor dem kalten Nordwind, sind die Voraussetzungen für den Anbau dieser köstlichen Frucht prächtig. Wer mehr über das gelbe Gold aus Menton erfahren möchte, besucht die Ferme des Citrons von Fabrice Puech, Spross einer Zitronenbauern-Dynastie. 2008 gründete er mit seiner Frau Sonia die Kooperative „Au pays du citron“. 60 Kleinproduzenten liefern die hochwertigen Zitronen, die sich mit dem IGP-Label (Indication Géographique Protégée), geschützte Qualitäts- und Herkunftsbezeichnung, schmücken dürfen. „Au pays du citron“ verarbeitet die Früchte oder verkauft sie als frische Ware. So ist der weitere Anbau gesichert, und die Kleinbauern haben einen verlässlichen Abnehmer.
Mit dem Geländewagen geht es in spektakulärer Fahrt auf einer für den öffentlichen Verkehr gesperrten Straße aufwärts. Der Ausblick aufs rund 700 Meter tiefer liegende Mittelmeer ist fantastisch. „Das ist eine Safari ohne Tiere“, sagt unser Fahrer und Tourguide. Bevor es nur noch zu Fuß weitergeht, stärken wir uns mit erfrischender Zitronenlimonade – natürlich ohne Zucker. Dann wandern wir durch die Plantage, erfahren alles Wesentliche über den Anbau dieser besonderen Zitrone, die längst eine eigenständige botanische Sorte ist. Außerdem wachsen auf der hoch gelegenen Farm Avocados, Mandarinen und Oliven. Und fleißige Bienen produzieren Honig. „Hier oben überlassen wir alles der Natur. Wasser gibt es im Gebirge genug. Auch im Winter ist das Klima mild. Und an 320 Tagen im Jahr scheint die Sonne“, erklärt unser Begleiter und schwärmt von der Nachhaltigkeit. Die Zitronen sind unbehandelt. Ihre Schale eignet sich deshalb zum Verzehr. Und geerntet wird natürlich per Hand. Keine einfache Arbeit in der steilen Lage.
Mit einem Limoncello die Natur genießen und träumen
Nach der rund einstündigen Wanderung durch die Plantage – festes Schuhwerk ist empfohlen und gut zu Fuß sollte man auf jeden Fall sein – freuen wir uns auf das Picknick auf den schön angelegten natürlichen Terrassen. Serviert werden Köstlichkeiten aus der Region, immer mit einem Hauch von Zitrone und dazu am besten einen herrlich kühlen Rosé. Und zum Abschluss gibt es natürlich einen Limoncello de Menton. Sein Geschmack ist unvergleichlich. Bringen Sie also viel Zeit mit, und genießen Sie den überwältigen Blick von hier oben und die himmlische Ruhe. Das Ambiente ist einzigartig. Im Laden können alle köstlichen Produkte probiert werden. Wer ein geübter Wanderer ist, kann später den Abstieg zu Fuß wagen. Die meisten Besucher aber steigen mit dem erfrischenden Limoncello-Geschmack auf der Zunge wieder in den Jeep und genießen noch einmal ein bisschen Nervenkitzel auf der steilen Straße.
Seit dem 15. Jahrhundert werden oberhalb von Menton Zitronen angebaut. Im 19. Jahrhundert produzierten vier Destillerien das wertvolle ätherische Öl für die Parfümhersteller in Grasse. Denn die goldgelbe Menton-Zitrone hat eine Schale, die besonders reich an diesen Ölen ist. Durch ihren dicken weißen Teil verbleibt viel Saft im Fruchtfleisch, der Lebensmittel wie Olivenöl, Marmelade, Honig, Gebäck, Schokolade und vieles mehr in feine Delikatessen verwandelt. Auch dünn aufgeschnitten ist die frische Zitrone, die leicht süß schmeckt, eine Köstlichkeit. Selbst das harte und schön geäderte Holz der Zitronenbäume findet Verwertung: bei der Anfertigung von Luxusmöbeln.
Das Zitronenfest
Vom 11. bis 26. Februar feiert die so italienisch anmutende Stadt Menton wieder die Fête du citron, zum 89. Mal. Das Zitronenfest, auch Karneval Menton genannt, lockt alljährlich 250.000 Besucher an. Das Motto des diesjährigen Festes der Farben und Aromen lautet „Rock&Opéra“. Aus rund 180 Tonnen Zitrusfrüchten entstehen wunderbare Motivwagen, die in verschiedenen Umzügen tags und abends, begleitet von Fanfaren- und Folkloregruppen durch die Stadt fahren. Veranstaltungen, Ausstellungen und Feuerwerke erfreuen die zahlreichen Gäste. Die kleinen Parkanlagen verwandeln sich in der Dunkelheit in Lichtergärten.
Übrigens: Keine einzige Zitrone an den Motivwagen und Skulpturen kommt aus Menton. Diese Delikatesse bleibt dem Genuss vorbehalten. Die Zitrusfrüchte werden für die Fête du citron weltweit eingekauft und nach der Veranstaltung weiter verkauft.
Dass die Zitrone zum Sinnbild des Karnevals wurde, verdankt sie einem ortsansässigem Hotelier. Der gestaltete 1929 im Hotel Riviera eine Zitrusfrüchte- und Blumenausstellung. Die Schau fand so viel Begeisterung, dass sie ein Jahr später zum Straßenfest wurde. Die mit Zitronen, Orangen, Mandarinen und anderen Zitrusfrüchten geschmückten Karren wurden über die Promenade gezogen. Seit 1934 trägt das Fest den geschützten Namen Fête du citron.
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