In diesem Jahr halten die Carrières des Lumières im wunderschönen Les Baux-de-Provence auf der Südseite der Alpilles für ihre Besucher ein ganz besonderes Abenteurer bereit. Mut gehört nicht dazu, sich darauf einzulassen. Gleichwohl aber Neugier und die Bereitschaft, sich innerhalb weniger Minuten von der Provence in das Alte Ägypten zur Zeit der Pharaonen von Cheops bis Ramses II beamen zu lassen. Science-Ficton? Nein. Eine Reise in die Vergangenheit zu Meisterwerken der Antike, von der Jung und Alt gleichermaßen begeistert sein werden. Die neue Multimedia-Schau von culturespaces entführt in das Land mit jahrtausendalten Baudenkmälern im fruchtbaren Tal des Nils. Millionen vom Wind aufgewirbelte Sandkörner offenbaren die Überreste des Alten Ägyptens wie sie französischen Wissenschaftlern während des Ägyptenfeldzugs von 1798 bis 1801 erschienen waren. Jahre später, 1838, schrieb der schottische Maler David Roberts als er ägyptischen Boden betrat in sein Tagebuch: Wir sind ein Volk von Zwergen, das eine Nation von Riesen besucht. Seine Faszination sollen die Besucher beim Prolog der Ausstellung „Ägyptische Pharaonen“ nachempfinden, bevor sie eintauchen in das Leben im Land am Nil.
So führt die Reise den Nil entlang. Wüstensand, Flora und Fauna an beiden Ufern. Auf den bis zu 16 Meter hohen Wänden in der Höhle des Kalksteinbruchs in Les Baux nehmen die großartigen Pyramiden vor den Augen der Besucher Gestalt an: die Gräber der Könige bewacht von der majestätischen Sphinx. Monumentale Skulpturen begleiten die Fahrt auf dem Nil stromaufwärts nach Luxor, zum Tal der Könige bis Abu Simbel. Schließlich ergießen sich die Wasser des Nils wie Gold auf den Felswänden, Decken und Böden der Carrières des Lumières und schmieden die unglaublich schönen Juwelen der Königinnen und Könige. Das immersive Kunsterlebnis entfaltet sich auf 7000 Quadratmeter Projektionsfläche. Der Soundtrack wird durch mehr als 70 Lautsprecher in der gewaltigen Höhle verteilt. Die heiligen Kräfte der Götter offenbaren sich auf den Mauern von Carrières des Lumières kündigt Veranstalter culturespaces an. Im Kurzprogramm erleben die Besucher die Sicht auf Ägypten der Maler wie Delacroix, Gérôme und Ingres. Mit ihnen tauchen wir ein in das alltägliche Leben, gehen in die Wüste, in Städte und Oasen, erhaschen einen Einblick in einen Harem.
Die immersive Kunstausstellung wird gezeigt vom 19. April 2024 bis zum 5. Januar 2025. Besonders in den Sommermonaten ist es ratsam, Tickets bereits online zu kaufen. So lassen sich mitunter längere Wartezeiten vermeiden.
Ein traumhaftes village perché
Die Carrières des Lumières, die Steinbrüche des Lichts, liegen etwas unterhalb von Les Baux-de-Provence. Es ist nur ein kurzer, aber dennoch steiler Anstieg hinauf in die Festungsstadt. Das kleine romantische Felsendorf, das village perché, zählt nur knapp 300 Einwohner und wird beherrscht von der mittelalterlichen Burgruine. Den Spaziergang durch die alten und schmalen Gassen sollte man sich nicht entgehen lassen, auch wenn es in den Sommermonaten durch die vielen Touristen zuweilen eng wird. Vom Vorplatz der Pfarrkirche Saint-Vincent aus dem 12. Jahrhundert hat man einen wunderschönen Blick über das Tal von Les Baux, in dem Oliven, Mandeln und Wein bestens gedeihen. Das Olivenöl zählt unter Kennern zu den besten Frankreichs. Der Wein vom Südrand der Alpilles wird unter der geschützten Herkunftsbezeichnung AOC Les Baux-de-Provence oder als Coteaux d’Aix-en-Provence verkauft. Neben der Kirche, die seit 1886 Baudenkmal ist, befindet sich das Musée Yves Brayer in einer der schönsten Residenzen des Dorfes. Der französische Maler Yves Brayer (1907-1990) war für seine Bilder mit Szenen des alltäglichen Lebens bekannt. Er wurde in Versailles geboren und sein von der Mutter entdecktes Talent früh gefördert. Brayer reiste nach Marokko, Spanien und Italien und ließ sich schließlich in der Provence nieder. Zunächst lebte er in Saint-Rémy-de-Provence, später in einem Bauernhaus in Les Baux, wo sich auch sein Atelier befand. Das 1991 eröffnete Musée Yves Brayer beherbergt eine große Retrospektive des Künstlers.
Zwischen Kunst und Kultur und vielleicht noch der Entdeckung der Burgruine ist eine Pause in einem der zahlreichen Bistros und Restaurants mit Terrassen, die eine traumhafte Aussicht auf das weite Tal bieten, einfach unverzichtbar. Gönnen sollte man sich zum Ausklang des Tages noch eine Verkostung in einer Ölmühle und auf einem Weingut.
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