Sophie Bonnet genießt das Leben in der Provence und schwärmt für die lokale Küche. Foto: privat

Sophie Bonnet: Menschen mit meiner Liebe zur Provence anstecken

19. März 2024 | 0 Kommentare

Die Hamburger Autorin ließ sich von den humorvollen Romanen des Engländers Peter Mayle für den Süden Frankreichs begeistern. Seit zehn Jahren lässt Sophie Bonnet ihre Leser nun am Leben des Ermittlers Pierre Durand teilhaben: bei der Aufklärung von Verbrechen und dem Savoir-Vivre. Nervenkitzel und Gaumenfreuden im Einklang.

Was wäre die Provence ohne Peter Mayle? Bleiben wir auf dem Teppich: Die Frage können wir natürlich nicht beantworten. Gleichwohl dürfen wir annehmen, dass die Provence weniger bekannt und die Anzahl der Morde ein wenig geringer wäre. Die humorvollen Romane des englischen Schriftstellers (1939-2018) haben Appetit gemacht auf die Region im Südosten Frankreichs zwischen Rhônetal und Italien, Valence und dem Mittelmeer – nicht nur bei Reisenden, sondern auch bei Autoren wie Sophie Bonnet. Sie und andere haben dem süßen Duft des Lavendels, dem aromatischen Geschmack des Olivenöls und der erfrischenden Kühle des Roséweins die herbe Note des Nervenkitzels beigemischt. Ihre Kriminalgeschichten begeistern eine große Leserschaft, die der Spur des Verbrechens in pittoreske Dörfer, in Olivenhaine, auf Weindomänen, an traumhafte Küstenabschnitte und in romantische Restaurants folgt.

Sophie Bonnet nimmt uns in ihrer Krimi-Reihe um den liebenswerten Ermittler Pierre Durand mit auf spannende Mörder-Jagden und landschaftliche wie kulinarische Entdeckungstouren. Seit dem Frühjahr 2014 genießt der ehemalige Pariser Kommissar in dem idyllischen Dorf Sainte-Valérie das Leben. Doch das Savoir-Vivre in seiner Wahlheimat im Luberon wird immer wieder durch kriminelle Machenschaften weniger liebenswerter Mitmenschen gestört. In Provenzalische Flut begibt sich Pierre mit Charlotte – endlich verheiratet – in die Flitterwochen an die Côte Varoise zwischen Hyères und Le Lavandou. Als Pierre einen verunglückten Taucher entdeckt, ist es vorbei mit der Idylle. Die Polizei geht von Kreislaufversagen aus, der Notarzt hat Zweifel. Pierre verdrängt die Bedenken. Aber dann verschwindet der Arzt. Pierre beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen. Die Spur führt auf die traumhafte Insel Porquerolles (erscheint am 8. Mai bei Blanvalet).

Von Gordes aus die Provence erobert

Auch die deutsche Autorin Sophie Bonnet – in New York geboren, in Hamburg aufgewachsen und dort mit ihrer Familie zu Hause – entdeckte die Liebe zum Süden Frankreichs durch Peter Mayle, dessen Romane ab 1991 den deutschen Markt eroberten. „Ich habe nicht nur seine Bücher gelesen, sondern ihn bei einer Lesung in Hamburg auch kennengelernt und ein Buch signieren lassen. Das war ein sehr schöner Moment.“ Ihre Leidenschaft für die Provence war entfacht, und Sophie Bonnet schrieb Anfang der 2000er-Jahre zwei Thriller mit Schauplätzen in Frankreich. Allerdings: „Romane mit Handlungsorten in Frankreich waren zu dieser Zeit nicht in. Als sich das aber plötzlich änderte, sah ich meine Chance gekommen“, erzählt sie und sprang rechtzeitig auf den Zug der großen Frankreich-Welle auf, die bis heute kein Ufer erreicht hat. Der Verlag Blanvalet sei von ihrem Exposé sofort begeistert gewesen. „Davon habe ich immer geträumt. Eine Krimi-Reihe schreiben und die Menschen mit meiner Liebe zur Provence anstecken“, freut sich Sophie Bonnet, die sich um ihre Fangemeinde nicht sorgen muss.

Ihre erste Reise in die Provence führte Sophie Bonnet in den Luberon und das mittelalterliche Gordes. Heute ist das Dorf wie viele andere sehr touristisch, aber immer noch eines der schönsten village perché im Midi. In diesen Ort hat sich Sophie verliebt. Kein Wunder also, dass Pierre Durands Heimat Sainte-Valérie eine kaum zu leugnende Ähnlichkeit mit Gordes besitzt. Inzwischen kennt die Autorin die Provence sehr gut. Mehrere Wochen im Jahr verbringt sie dort, und verbindet den Urlaub mit der Familie mit der Recherche für den nächsten Krimi. „Dabei entdecke ich immer wieder Neues oder stelle Veränderungen fest. Es bleibt spannend.“

Das wunderschöne Gordes im Luberon – oder doch Sainte-Valérie? Foto: Sophie Bonnet

Auch wenn Sophie Bonnet in ihren Romanen „eine andere Welt erfindet“, überlässt sie die Plots nicht der reinen Phantasie. „Es sind Themen, die die Menschen in Südfrankreich bewegen, die aktuell sind. Die Fälle sind an reale Situationen angelehnt, aber so nicht passiert.“ Oft entwickle sich die Geschichte beim Schreiben. „Manchmal kenne ich den Mörder auch erst zum Schluss.“ Was in Sophie Bonnets Frankreich-Krimis natürlich nicht fehlt, ist ihre und der Franzosen Liebe zum guten Essen. „Ich koche leidenschaftlich gerne und genieße die provenzalische Küche, so wie Kommissar Durand.“ Die Lieblingsrezepte ihres Ermittlers hat die Autorin in einem Kochbuch zusammengestellt.

Über die Naturheilkunde zum Schreiben gefunden

Hinter Sophie Bonnet verbirgt sich Heike Koschyk, eine Frau, die „nicht so recht wusste, was ich mit meinem Leben anfangen sollte“. Auf der Suche nach ihrem Lebensinhalt studierte sie Germanistik und Sinologie (die Kultur Chinas), führte eine Modeagentur und eine Praxis als Heilpraktikerin. „Ich habe viele Dinge gemacht, die ich gerne mochte“, erzählt sie. „Und ich mag alles, was schön ist.“ Schreiben sei immer ihr Kindheitstraum gewesen. Den Einstieg habe sie über die Naturheilkunde gefunden, über die Recherche und das Bedürfnis, Menschen zu helfen. „Alles, was ich an Erkenntnissen aufgeschrieben hatte, habe ich an einen Verlag geschickt. Das Manuskript wurde angenommen.“ So begann ihre Karriere als Sachbuchautorin über Naturheilkunde. Das neueste Werk von Heike Koschyk ist 2022 im Goldmann Verlag erschienen: ein Zweiteiler über die Hamburger Familie Lagerfeld mit dem wohl berühmtesten Modeschöpfer der Welt, Karl Lagerfeld.

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