Toulon: zwischen Bergen und dem azurblauen Meer.

Toulon – nicht unterschätzen

30. Juni 2023 | 0 Kommentare

Die Hafenstadt mit der größten maritimen Militärbasis Frankreichs präsentiert sich ganz unaufgeregt. Die restaurierte Altstadt bietet Kunst, Kultur und Kulinarik. Im Viertel Le Mourillon laden feine Sandstrände zum Badeurlaub ein.
Die Altstadt

Toulon klingt weich und melodisch, einfach so französisch. Zwischen Saint-Tropez und Marseille in einer traumhaft schönen Bucht gelegen, zählt die Stadt nicht zu den touristischen Highlights der Côte d’Azur. Dabei ist sie spätestens seit 2017, als die schäbige Altstadt aufwändig restauriert wurde, einen Besuch wert. Das nur wenige Busminuten entfernte Stadtviertel Le Mourillon – eigentlich ein Dorf in der Stadt – mit seinen beliebten künstlichen Sandstränden, zahlreichen Restaurants und dem kleinen Yachthafen am Fort St. Louis hat seinen ganz eigenen Charakter. Das einstige Fischerdorf hat sich ebenfalls fein herausgeputzt und ist zu Nizza oder Cannes eine erschwingliche Alternative – und vor allem: nicht so überlaufen. „Toulon hat sich in den vergangenen Jahren sehr verändert“, sagt die freundliche Rezeptionistin im Hotel und ist sichtlich stolz. „Die Stadt ist sauberer und lebenswerter geworden. Und inzwischen kommen auch immer mehr Touristen. Die meisten sind angenehm überrascht. Das ist die beste Werbung für uns.“

Toulon durchläuft eine Metamorphose. An der Hafenpromenade, mit Blick auf die großen Fähren der Corsica-Sardinia-Ferries, der Yachten und Segelboote, reihen sich Bistros aneinander. In der dahinter liegenden Altstadt eröffnen neben Restaurants und Boutiquen immer mehr Galerien und Geschäfte mit Kunsthandwerk. Junge Kreative entdecken das neue Toulon. Kunst wird großgeschrieben. Über den Straßen und Gassen der Fußgängerzone spannen sich Girlanden mit großen bunten Schmetterlingen. Die Mischung aus Einheimischen, Marine-Soldaten, Studenten und Touristen ist nahezu perfekt. Die Stadt präsentiert sich so unaufgeregt. Das macht sie so angenehm und freundlich. Toulon zu entdecken, lohnt sich allemal.

Hafen, Altstadt und die Strände

Alle guten Dinge sind drei: Hafen, Altstadt und les plages – das ist Toulon für Reisende. Wir beginnen mit unserer Entdeckungstour am Hafen. Die Bucht, geschützt durch die Berge im Hinterland, hat nur eine enge natürliche Öffnung zum Mittelmeer. So ist die Lage prädestiniert für einen Militärhafen. Neben Brest am Atlantik ist Toulon am Mittelmeer die wichtigste Basis für die französische Marine, die größte westeuropäische. Einen Eindruck von der Dimension dieses für Zivilpersonen gesperrten Gebietes erhält man, bei einer Hafenrundfahrt. Rund eine Stunde fährt der Katamaran durch La Rade – die Reede – und bringt uns recht nah an die Flotte heran. Der Star ist das größte Schiff der französischen Marine: der Flugzeugträger Charles de Gaulle, in Brest gebaut und 2001 in Dienst gestellt. Er ist der einzige atomar angetriebene Flugzeugträger außerhalb der US Navy. In einigen Jahren soll die Flotte durch einen weiteren und größeren ergänzt werden. Im zivilen Bereich des Hafens dominieren die riesigen Fährschiffe der Corsica-Sardinia-Ferries. Allein mehr als eine Million Passagiere nutzen jährlich die Verbindung nach Korsika.

Vom Schiff in die Altstadt

In den mittelalterlichen Straßen und Gassen der gut restaurierten Altstadt finden sich hübsche Plätze mit kleinen Cafés und laden zum Verweilen ein. Die Kathedrale Sainte-Marie de la Seds scheint die uneingeschränkte Herrscherin über dieses Stadtviertel zu sein. Schöne Brunnen, klassische Fassaden, die Oper am Place Victor Hugo vom Architekten Léon Feuchère entworfen und 1862 eingeweiht, wecken das Interesse. In les Halles de Toulon kommen die Gourmets auf ihre Kosten: regionale Produkte wie fangfrischer Fisch und Meeresfrüchte, Käse-, Wurst- und Fleischspezialitäten, feinste Backwaren, edle Tropfen und vieles mehr. Das alles frisch zubereitet und serviert in herzlicher und entspannter toulonnaiser Atmosphäre, an manchen Abenden garniert mit Livemusik. Übrigens: Das kulturelle Angebot in der Stadt ist nicht zu verachten.

Und zum Schluss ans Meer

Besonders schön ist der ehemalige Militärstrand La Mître in Mourillon. Entlang einem gut befestigten Küstenwanderweg erreicht man kleine Badebuchten und genießt mediterrane Vegetation bei herrlichen Ausblicken auf die Bucht, schaut ein ein- und auslaufenden Fähren und Marineschiffen nach. An den Plages du Mourillon lassen wir einen schönen Tag ausklingen: Füße im Sand, frischer Fisch auf dem Teller, gekühlter Rosé im Glas, das leise Plätschern der Wellen im Ohr. A bientôt Toulon!

Ein wenig Historie

Die Geschichte Toulons reicht bis ins zweite Jahrhundert v. Chr. zurück. Römische Truppen okkupierten die Küste und gründeten die Hafenstadt Telo Martius, aus der Toulon entstand. 1486, als die Provence Frankreich angegliedert wurde, begann der Ausbau zum Militärhafen. Deutsche Truppen besetzten im Zweiten Weltkrieg am 27. November 1942 Stadt und Hafen. Um nicht in die Hände der Besatzer zu fallen, versenkte sich die vor der Küste liegende französische Flotte selbst. Ein Jahr später bombardierten die Alliierten Toulon. Die traurige Bilanz: 500 Tote. Im Sommer 1944 kapitulierten die Deutschen bei der von den Westalliierten zwischen Toulon und Cannes durchgeführten Operation Dragoon.

Toulon, die Hauptstadt des Départements Var und seine Wirtschaftskraft, zählt heute 180.000 Einwohner, die Region 570.000. 70 Kilometer südöstlich von Marseille gelegen, ist die Stadt Heimathafen der französischen Marine und ihre größte Basis. Schiffbau, der Handel im Hafen, das Militär und die Fährverbindungen zu den Mittelmeerinseln sind die hauptsächlichen Wirtschaftsfaktoren. 1968 wurde die Universität gegründet.

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