Unendliche Weite im Languedoc. Foto: Domaine des Deux Clés

Ein kleines Fleckchen Paradies im Languedoc

5. Juni 2023 | 0 Kommentare

Florian Richter und seine Frau Gaelle erfüllten sich tief unten im Midi mit dem Weingut Domaine des Deux Clés ihren Lebenstraum. Im Einklang mit der Natur bauen der studierte Experte für Weinwirtschaft und die Önologin nur wenige Kilometer vor Spanien und nahe am Mittelmeer exzellente Gewächse an.

Das Languedoc: Ganz im Süden Frankreichs gehört diese Region zu Okzitanien und damit nicht mehr zur Provence. Dort, wenige Kilometer südlich von Narbonne, in dem kleinen Dorf Fontjoncouse, 230 Meter hoch gelegen und nur 130 Einwohner zählend, haben sich Gaelle und Florian Richter ihren Lebenstraum erfüllt. In dieser von felsigen Tälern und der Garrigue, der typisch mediterranen Strauchheidenformation, geprägten und schwer zugänglichen Landschaft kaufte sich das junge Paar vor neun Jahren ein Weingut, die Domaine des Deux Clés – das Weingut der zwei Schlüssel, Symbol für das Paar. „Ein kleines Fleckchen Paradies, das wir gesucht und dort gefunden haben“, sagt Florian Richter. Der Weg dorthin führt über enge Serpentinen: staubig in den trockenen Sommern und so typisch südfranzösisch.

Florian Richter

Es sind nur 120 Kilometer bis zur spanischen Grenze und rund eine halbe Stunde bis zum Mittelmeer. Die Sommer sind heiß und trocken, die Bedingungen für den Weinbau hart. Dennoch blickt das Languedoc auf eine lange Weinbautradition zurück. Hatte die Region den Makel, Billigweine zu produzieren, so werden dort seit den 1970er Jahren Qualitätsweine und heute sehr gute Weine hergestellt – wie auf der Domaine des Deux Clés. Der Anspruch von Gaelle, der Französin mit deutschen Wurzeln, und Florian Richter ist selbstverständlich und gleichsam hoch: „Wir arbeiten im Einklang mit der Natur, betreiben Weinbau mit biologischen und biodynamischen Methoden, der Boden und Reben mit allem versorgt.“

Ein perfektes Team

Florian Richter, 36 Jahre jung, wurde in Bonn geboren und wuchs in Dortmund auf. Die Familie stammt teils aus dem Rheinland, teils aus dem Elsass. Der Bezug zum Wein war immer da. Vater Karl ist Weinhändler. „Unsere Familienurlaube führten immer in Weinbauregionen. Beim Essen stand stets eine Flasche Wein auf dem Tisch. Aber für das Getränk habe ich mich erst so mit 16 Jahren wirklich interessiert“, erzählt Florian, der auf dem Gymnasium als erste Fremdsprache Französisch wählte und ein bilinguales Abitur meisterte. „Um meine Sprachkenntnisse zu verbessern und die französische Kultur kennenzulernen, habe ich auf einem Weingut im Languedoc gearbeitet und bei der Lese geholfen. Das hat mir sehr gut gefallen.“ Danach stand für den jungen Mann fest, dass er an der Hochschule Geisenheim University Internationale Weinwirtschaft studieren wird. Seine Frau Gaelle, die er 2009 im burgundischen Beaune kennengelernt hat, studierte in Dijon Önologie. Ein perfektes Team also, das seine Weinbaukenntnisse weit über Frankreichs Grenzen hinaus vervollkommnete: im kalifornischen Napa Valley, in Neuseeland, in der Toskana.

Teils hundert Jahre alte Reben

Heute nun bewirtschaften Gaelle und Florian auf der Domaine des Deux Clés rund 15 Hektar mit teils hundert Jahre alten Reben und produzieren 60.000 Flaschen. „Es ist unser Ziel authentische Weine mit eigenständigem Profil, also dem Charakter der Corbières-Region, zu erzeugen“, sagt Florian. Angebaut werden die heimischen Rebsorten Maccabeu für Weißweine, Garignan und Grenache für Rotweine. Die Lese und Selektion der Trauben erfolgt manuell, der Ausbau nach der Gärung in Betontanks und Barriques. 60 Prozent des Ertrages sind Rotweine, 30 Prozent Weißweine und nur 10 Prozent des in Frankreich so beliebten Roséweins.

Die Weinberge der Domaine des Deux Clés. Foto: Domaine

Die Arbeit auf den Rebflächen ist hart und eine Herausforderung. Denn der Klimawandel macht sich bemerkbar. „Wir werden uns auf mehr Extreme einstellen müssen, es wird komplizierter“, weiß Florian Richter. Passen sich die Reben an die sich verändernden klimatischen Bedingungen an, trotzen sie der zunehmenden Trockenheit und dem Wassermangel? Niemand weiß es. „Bewässern dürfen wir jetzt schon nicht“, erklärt Florian. „Aber das sollte man auch nicht. Denn Wein ist ein Luxusprodukt. Niemand braucht Wein zum Leben. Das Wasser muss unseren notwendigen Nahrungsmitteln vorbehalten bleiben.“

Johanna Huda macht mit ihren Krimis Lust aufs Languedoc

Das Languedoc zeichnet sich durch seine Ursprünglichkeit aus. Die Region zu bereisen, ist ebenso spannend wie die Provence zu erkunden. Besonders Montpellier, die Universitätsstadt mit ihrer jungen und multikulturellen Bevölkerung, ihrer hübschen Altstadt, den neuen Stadtvierteln, der bunten Straßenbahn, die fast bis zum Strand ans Mittelmeer führt, ist einen Besuch wert. Sète mit seinen Kanälen und den Trawlern, die auf Tunfischfang gehen, der Étang de Thau mit seinen Austernzuchten, die Städte Carcassonne und Narbonne bieten Urlaubsvergnügen mit mediterranem Flair und ganz viel Kultur.

Zum Meer – hier bei Sète – ist es nicht weit.

Wer etwas tiefer in das Languedoc eindringen will, kann das mit Johanna Huda tun. In ihren Kriminalromanen mit Capitaine Leroux und seiner besten Mitarbeiterin Catherine Rozier (Oldib Verlag) nimmt die Gelsenkirchener Autorin die Leser mit auf die Reise in diesen wild-romantischen Teil des Midi, führt ins Hinterland und seine schönen Dörfer – Mord inklusive.

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