Die Auswahl an Provence-Krimis ist inzwischen riesig.

Provence-Krimis sind ein kleiner Urlaub

29. September 2020 | 0 Kommentare

Das klingt vielleicht etwas zynisch, denn schließlich fließt eine Menge Blut. Es geht um grausamen Mord. Mitunter harter Stoff und nichts für zarte Gemüter. Dennoch sind die Ermittler zu Kultfiguren geworden, und der geneigte Leser folgt unter südlicher Sonne ihren Spuren.

Am Tatort Provence scheint meist die Sonne, und der Himmel überwölbt in tiefem Blau das Geschehen. Es riecht nach Lavendel, die Mimosen leuchten in zartem Gelb. Und ohne ein Glas Rosé, einen Pastis und ein gutes Essen lässt sich der Fall ohnehin nicht aufklären. Es ist die südfranzösische Lebensart, die den Erfolg der Provence-Krimis ausmacht, die in jedem Frühjahr neu auf den Markt kommen. Sie garantieren einen kleinen Urlaub mit Gänsehaut-Faktor. Rolf Kiesendahl und Sylvia Lukassen stellen einige ihrer Lieblingskommissare vor.

Capitaine Roger Blanc meistert jede Herausforderung

Wie fast alle Autoren lebt Cay Rademacher, 1965 in Flensburg geboren, in der Provence. Hierhin hat es auch seinen Protagonisten Capitaine Roger Blanc verschlagen, der sich als Korruptionsermittler in Paris mit den falschen Leuten angelegt hat und deshalb in den Süden abgeschoben wurde. Dort arbeitet auch seine Geliebte Aveline als Untersuchungsrichterin.

Dem Glück steht nur deren Mann im Wege, ein sehr einflussreicher Staatssekretär in Paris, der Blanc argwöhnisch verfolgt. Gemeinsam mit seinem ziemlich verpeilten Partner Maris Tonon meistert der smarte Capitaine aber jede Herausforderung und führt seine Fans in die Camargue, nach Arles und in viele andere Sehnsuchtsorte.

„Mörderischer Mistral“, „Tödliche Camargue“ oder „Brennender Midi“ sind erschienen bei www.dumont-buchverlag.de

Der undurchsichtige Peter Smith, ein Gentleman in Arles

Ziemlich aus der Reihe tanzt der US-Amerikaner Anthony Coles, ein renommierter Kunsthistoriker der in Arles unweit des Amphitheaters wohnt. Denn sein Romanheld Peter Smith ist kein Kriminaler, sondern ein undurchsichtiger, pensionierter britischer Geheimdienstler, der nach außen das Image eines harmlosen Kunstprofessors vermittelt.

Eigentlich will sich Smith mit seinem Windhund Arthur in Arles zur Ruhe setzen. Daraus wird natürlich nichts. Gemeinsam mit seinem Freund Gentry, ebenfalls ein Ex-Agent, aber mit besten Kontakten zur NATO und mit allen Spionage-Wassern gewaschen, besteht gedankenschnelle und schlagfertige Smith allerlei Abenteuer und findet dabei noch seine große Liebe. Feinstes Essen und gute Weine spielen auch hier eine wichtige Rolle.

Die drei Romane der Reihe „Ein Gentleman in Arles“ mit den Titeln „Mörderische Machenschaften“, „Gefährlich Geschäfte“ und „Tödliche Täuschung“ wurden von Michael Windgassen hervorragend aus dem Englischen übersetzt und sind erschienen bei www.piper.de

Madame le Commissaire mag verwickelte Fälle

Hinter dem Pseudonym Pierre Martin verbirgt sich ein deutscher Bestseller-Autor, der in seiner Reihe „Madame le Commissaire“ seine Protagonistin Isabelle Bonnet die verwickeltsten Fälle aufklären lässt. Dabei wollte Madame le Commissaire, die als Chefin einer geheimen Spezialeinheit bei einem Sprengstoffattentat schwer verletzt wurde, eigentlich in ihrem Heimatort Fragolin im Hinterland von Cannes ihre Karriere geruhsam ausklingen lassen. Zum besonderen Lebensgefühl gehört dabei eine „ménage à trois“ mit dem Bürgermeister des Ortes und mit einem kunstbegeisterten Milliardär. Zum Team gehört auch ihr Assistent Apollinaire, der sich trotz all seiner Tollpatschigkeit als unorthodox arbeitender und loyaler Kollege erweist, der Madame zuverlässig den Rücken freihält.

Die Reihe mit den Titeln u.a. „Madame le Commissaire und die später Rache“, „Madame le Commissaire und die tote Nonne“ und zuletzt „Madame le Commissaire und die Frau ohne Gedächtnis“ ist erschienen bei www.droemer-knaur.de

Rechtsmediziner Leon Ritter blickt tiefer

Starke Nerven setzt Erfolgsautor Remy Eyssen bei seinen Lesern voraus. Wenn sein Romanheld, der Rechtsmediziner Leon Ritter, am Obduktionstisch zur Tat schreitet, müssen selbst abgebrühte Krimi-Konsumenten schlucken. Dabei hatte Ritter gehofft, nach seinem Job im hektischen Frankfurt nun im malerischen Badeort Le Lavandou in der Nähe von Toulon eine ruhigere Kugel schieben zu können – unter südlicher Sonne, bei gutem Essen und mit einem Tropfen aus dem eigenen Weinberg. Doch wie immer kommt alles ganz anders. Morde geschehen, die dortige Polizei pflegt das landestypische „laissez faire“ und mag es gar nicht, wenn Ritter mit seiner akribischen Arbeitsweise scheinbar gelöste Fälle neu aufrollt und dem wirklichen Täter auf die Spur kommt. Seine Lebenspartnerin Isabelle, Vizechefin der Kripo, steht ihm dabei gegen viele Widerstände zur Seite.

Alle sechs Leon-Ritter-Romane sind erschienen bei www.ullstein-buchverlage.de

Kommissar Durand klärt mysteriöse Verbrechen auf

Hinter dem Pseudonym Sophie Bonnet verbirgt sich Erfolgsautorin Heike Koschyk, die mit ihrer Familie in Hamburg lebt, aber deren Herz natürlich für die Provence schlägt. Ihr Protagonist Pierre Durand, ein ehemaliger Kommissar aus Paris, wollte in seiner Wahlheimat das Leben genießen. Was ihm auch gelingt.

Doch immer wieder wird der gewiefte Ermittler ungewollt mit mysteriösen Verbrechen konfrontiert, die das satte provenzalische Leben so gar nicht romantisch erscheinen lassen. Da kann Pierre Durand gar nicht anders, als seinen berühmten kriminalistischen Spürsinn gekonnt einzusetzen und nebenbei viel über Land und Leute zu erfahren.

Alle fünf Romane der Pierre-Durand-Reihe sind erschienen bei www.randomehouse.de

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