Täglich, außer montags, findet auf dem Cours Saleya der berühmte Markt statt. Foto: OTCN/A. Issock

Ein Bummel über den Markt von Nizza

2. Oktober 2020 | 0 Kommentare

Der Marché aux fleurs ist wohl der berühmteste Blumenmarkt auf der Welt. Auf dem Cours Saleya bieten regionale Händler aber nicht nur herrlich duftende Blüten und Pflanzen an, sondern auch Obst und Gemüse sowie allerlei köstliche Leckereien aus dem Umland.

Ein Aufenthalt in Nizza ohne ausgiebigen Bummel über den Markt? Undenkbar! Dieser Markt gehört sicherlich zu den schönsten in der Provence, gleichwohl er aber auch der mit Abstand touristischste ist. Und dennoch verkörpert er französisches Lebensgefühl. Übersehen wir im Sommer einfach die Heerscharen von Urlaubern aus Übersee, die hinter einem Fähnchen schwenkenden Fremdenführer herlaufen, und geben uns ganz den Sinneseindrücken hin.

Bunte Markisen schützen Menschen und Ware

Dieser Ort inspiriert alle, die gerne kochen und essen, Gärten und Terrassen liebevoll bepflanzen, Wohnungen mit Blumen dekorieren. Unter bunten Markisen, die Waren und Menschen vor der Sonne schützen, kann sich das Auge an den künstlerisch drapierten Köstlichkeiten gar nicht satt sehen. Der Duft von Lavendel, Nelken und Rosen im Sommer und von Mimosen im Winter betört die Sinne.

Bunte Markisen schützen vor der Sonne.

Der Marktbummel beginnt vorzugsweise am westlichen Ende des Cours Saleya an der Einfahrt zur Tiefgarage. Dort tut sich ein Meer von Blumen auf. Kübel voller Rosen in allen Farben, Nelken, die zum Nizzaer Marché aux fleurs gehören wie das Salz in der Suppe, Gladiolen und Sonnenblumen je nach Jahreszeit – alle so kräftig in den Farben und so frisch wie ich sie in keinem Blumenladen in Deutschland bekomme. Die perfekt gebundenen Sträuße – ob klein oder riesig – erinnern an die Farbpaletten der Maler. Wer kann da widerstehen? Ein hübsches Bukett begleitet mich in der Regel auf mein Hotelzimmer.

Köstliche Aromen steigen in die Nase

Weiter geht es vorbei an Pflanzen, Kräutern, Mini-Olivenbäumen in Tontöpfen und Lavendel. Das Aroma frischer Aprikosen und Pfirsiche steigt in die Nase. Am Stand nebenan bietet der Händler kleine Stückchen der Melon des Cavaillon an. Der Imker fordert freundlich zum Probieren seiner Honige auf. Salami vom Esel, mit Nüssen oder Kräutern verfeinert, lockt gleich gegenüber. Am Brotstand sind am späten Vormittag bereits viele Sorten ausverkauft. Auch beim Käsehändler ist die Auslage der Ziegenkäse von frisch bis gereift schon deutlich gelichtet.

Da bruzzeln auf Stangen aufgereiht die Hähnchen im Grillofen. Ihr Saft läuft auf die darunter garenden Kartoffeln. Auf der mit Fett bespritzten Schürze des Grillmeisters steht „Paul Bocuse“. Am nächsten Stand gibt es Paella. Zwei ältere Bäuerinnen bieten feldfrischen Salat, Gurken und Radieschen an. Am Stand des Olivenhändlers stehen die Kunden in Zweierreihen. Geduld ist gefragt, denn ausdauernd erklärt der Mann mit dem Strohhut die Vorzüge und Besonderheiten seiner zahlreichen, auf verschiedene Art eingelegten Oliven.

Socca, ein lange Tradition in Nizza

Plötzlich Stillstand. Ein Stau. Eine lange Reihe geduldig wartender Menschen schlängelt sich zwischen den Ständen hindurch. Nur langsam geht es vorwärts. Es gibt was auf die Hand: nämlich Socca. Diese dünnen Pfannkuchen aus Kichererbsenmehl sind eine Tradition auf dem Markt von Nizza. Bauarbeiter sollen sie früher als kleinen, aber nahrhaften Mittagssnack verputzt haben. Heute tun es die Touristen. Gebacken wird Socca in kleinen Backstuben in der Altstadt. Mit einem Motorroller werden die heißen Pfannkuchen zum Marktstand gebracht. Einfach mal probieren.

Knackfrisches Gemüse wie in einem Stillleben.

Am Ende des Cours Saleya angekommen – mit vielen Eindrücken im Kopf und einigen Kleinigkeiten im Einkaufskorb – macht sich Durst bemerkbar. Das Angebot an Bistros und Restaurants rechts und links der Marktstände ist groß. Wir gehen wieder zurück und setzen uns ins „Le Flore“ an der Ecke zum Place Pierre Gautier. Wir stärken uns mit Rosé und Pastis und den gerade gekauften Oliven.

Der Zwölf-Uhr-Kanonenschuss

Während wir es uns gerade – vorzugsweise in der ersten Reihe bequem machen – fährt uns der ohrenbetäubende Lärm eines Kanonenschusses in die Glieder. Viele Touristen bleiben wie angewurzelt stehen, schauen verängstigt in die Runde.

Keine Panik: Es ist Schlag zwölf Uhr. Ein Sprengmeister hat nach alter Tradition auf dem Burgberg des Chateau de Nice einen Feuerwerkskörper abgeschossen. Der Knall hallt in den Gassen noch lange nach. Laut einer Überlieferung hat der Brite Sir Thomas Conventry diesen Zwölf-Uhr-Schuss täglich aus der Kanone abgefeuert, damit seine Frau pünktlich zum Mittagessen nach Hause kam. Seit 125 Jahren kracht es nun also über Nizza.

Die Verwandlung des Marktes zum Freiluft-Restaurant

Rosé und Pastis stehen auf dem Bistro-Tischchen, und wir nehmen erste Anzeichen einer gewissen Geschäftigkeit an den Marktständen wahr. Aus den engen Gassen fahren mehr oder weniger zerbeulte Lieferwagen auf den Cours Saleya. Kisten und Kartons werden ausgeladen, übriggebliebene Waren darin verstaut. Standtische werden eingeklappt und verschwinden in den Blechkisten. Auf dem Pflaster verteilen sich Obst- und Gemüsereste. Während die städtische Straßenreinigung ihre Arbeit aufnimmt und mit hartem Wasserstrahl den Abfällen zu Leibe rückt, stellen die ersten Kellner bereits Stühle und Tische unter die bunten Markisen und weiten die Restaurants auf den gesamten Cours aus.

Der Markt wird zu einem überdimensionalen Freiluft-Restaurant. Aber Vorsicht: Die Qualität der Speisen lässt häufig zu wünschen übrig. Die Preise sind hoch. Und dennoch: Diese Atmosphäre einmal am Abend zu genießen, ist ein Erlebnis. Zumal viele Künstler und Trödler dann Schmuck, Bilder, Lederwaren und vieles mehr anbieten.

Der Markt auf dem Cours Saleya findet dienstags bis sonntags von 7.30 bis 13 Uhr statt. Der Blumenmarkt ist bis 17.30 Uhr geöffnet. Montags findet ab 7.30 Uhr ein Trödel- und Antiquitätenmarkt statt.

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