Die Bar des Hotels "La Bastide" in Gordes verkörpert den Luxus vergangener Zeiten - so wie im Roman.

Die Côte d’Azur, das mondäne Leben in Cannes und Nizza, das verbrecherische Marseille

26. September 2020 | 0 Kommentare

Schriftsteller wie George Simenon, F. Scott Fitzgerald und Jean-Claude Izzo haben diese Atmosphäre aufgesogen und ihre „Tatorte“ in den Süden Frankreichs verortet. Lesestoff, der höchste literarische Ansprüche erfüllt. Rolf Kiesendahl und Sylvia Lukassen stellen einige ihrer Favoriten vor.

F. Scott Fitzgerald (1896-1940): „Zärtlich ist die Nacht“

„Am freundlichen Ufer der französischen Riviera, ungefähr auf halbem Weg zwischen Marseille und der italienischen Grenze, steht ein großes, stolzes, rosenfarbenes Hotel. … erst neuerdings ist es zur Sommerfrische für Modebewusste und Prominente geworden. … Das Hotel und sein sonnengebräunter Gebetsteppichstrand bildeten immer schon eine Einheit.“ So beginnt der im Jahr 1925 spielende Roman über Liebe und Schicksal. Der große amerikanische Schriftsteller legt die Abgründe der menschlichen Seele offen.
Erschienen bei www.diogenes.ch in der Übersetzung von Renate Orth-Guttmann,
bei www.dtv.de in der Übersetzung von Lutz-W. Wolff

Georges Simenon (1903-1989): „Sonntag“

Der belgische Schriftsteller, der vor allem als Autor von 75 Kriminalromanen mit der Hauptfigur Kommissar Maigret („Mein Freund Maigret“ spielt auf der Insel Porquerolles vor der Côte d’Azur) berühmt wurde, erzählt in „Sonntag“ die Liebe eines Mannes, der mit seinem Leben eigentlich schon abgeschlossen hat. In einem heißen Sommer in einer kleinen Pension in der Nähe von Cannes nimmt das Drama seinen unweigerlichen Lauf ins Verderben.
Erschienen bei www.diogenes.ch in der Übersetzung von Hansjürgen Wille und Barbara Klau

Marseille ist Schauplatz der Romane von Jean-Claude Izzo

Jean-Claude Izzo (1945-2000): „Marseille Trilogie“

Der französische Journalist und Schriftsteller, der in Marseille gelebt hat, begleitet in den drei Romanen „Total Cheops“, „Chourmo“ und „Solea“ den Polizisten Fabio Montale, der mehr als einmal sowohl privat als auch beruflich an seine Grenzen stößt. Die Handlung spielt im Marseille der 1990er-Jahre, als die südfranzösische Hafenstadt geprägt war von hoher Kriminalität, der Mafia und Drogenschmuggel. Morde standen quasi auf der Tagesordnung.
Erschienen im www.unionsverlag.com in der Übersetzung von Katarina Grän und Ronald Voullié

Francoise Sagan (1935-2004): „Bonjour Tristesse“

Erst Frust, dann ein luxuriöses Leben an der Côte d’Azur, die große Liebe, Enttäuschung, unbändiger Zorn: Das alles erlebt die junge Cécile in einem Sommer, der tragisch endet. „Bonjour Tristesse“ ist der erste große Erfolgsroman der Französin mit dem eigentlichen Namen Francoise Quoirez.
Erschienen bei www.ullstein-buchverlage.de in der Übersetzung von Rainer Moritz

Noelle Châtelet (geb. 1944): „Das Sonnenblumenmädchen“

Die französische Schauspielerin und Schriftstellerin lässt den Leser einfühlsam teilhaben an der erste Liebe der kleinen Mathilde. Das Mädchen reist mit seiner Mutter im Zug in die Provence, den Sonnenblumen entgegen. „Sie wartet auf die Sonnenblumen, die Sonnenblumen des Südens. Angeblich kam man sie vom Haus aus sehen, wie sie sich inmitten der Weinberge und der Aprikosenbäume von morgens bis abends in der Sprache der Blumen mit der Sonne unterhalten.“
Erschienen bei www.kiwi-verlag.de in de Übersetzung von Uli Wittmann

Pierre Magnan (1922-2012): „Das Zimmer hinter dem Spiegel“

In den Kriminalromanen des Provenzalen Pierre Magnan begegnet dem Leser der raue Charakter der Provence. Die verspielte Leichtigkeit des Strandlebens am Mittelmeer ist die eine Seite des Midi, die andere die kalten Herbst- und Wintertage in der Hoch-Provence, dort wo Magnan in Manosque geboren und in Forcalquier gestorben ist. „Die alte Dame wurde heimtückisch von diesen hässlichen Böen überfallen, die ihr das Seidenrips-Kleid an die Hüften klatschten und ihr den Hut vom Kopf reißen wollten. Das Stückchen Weg bis zu ihrem Haus legte sie in seltsamen Pirouetten zurück, mit denen sie sich den Attacken des Windes anpasste.“ Bei dieser Passage aus „Das Zimmer hinter dem Spiegel“ frösteltet es einem. Pierre Magnans Kriminalromane, in denen Kommissar Laviolettes Phantasie vor nichts zurückschreckt, sind keine Märchenstunden.
Alle Kriminalromane bei www.fischerverlage.de

Gisbert Haefs (geb. 1950): „Das Doppelgrab in der Provence“

Detektiv Baltasar Matzbach fährt mit seiner Lebensgefährtin Ariane an einem sonnigen Novembertag in die Provence. Das ist keine Urlaubsreise: Matzbach reagiert spontan auf den Hilferuf eines Journalisten, der bis zu seinem Eintreffen verschwunden ist. Ein Überfall in Les Baux, ein Anschlag in Cassis sind die negativen Seiten der „Reise“, gutes Essen und köstliche Weine die positiven. Das Ganze gewürzt mit den geistreichen Dialogen zwischen Baltasar und Ariane.
Erschienen bei www.kbv-verlag.de

Cay Rademacher (geb. 1965): „Ein letzter Sommer in Méjean“

In dem kleinen Fischerdorf Méjean westlich von Marseille verbringen sechs Freunde ihren letzten gemeinsamen Urlaub nach dem Abitur. 30 Jahre später treffen sich die verbliebenen und ein Kommissar dort wieder. Nicht freiwillig: Anonyme Briefe haben sie veranlasst, zurückzukehren. Ein damals geschehenes Verbrechen soll endlich aufgeklärt werden. Seelische Abgründe tun sich auf.
Erschienen bei www.dumont-buchverlag.de

Peter Mayle (1939-2018): „Hotel Pastis“

Der Werbemanager Simon Shaw gibt sein erfolgreiches, aber langweiliges Leben in London auf und startet in der Provence, wo alles nur besser werden kann, neu durch: Er baut sich in einem beschaulichen Ort ein Hotel, das Hotel Pastis. Und natürlich läuft so überhaupt nichts nach Plan. Am Ende ist selbstverständlich alles gut.
Erschienen bei www.droemer-knaur.de (derzeit nur im Antiquariat). Weitere Peter-Mayle-Romane bei www.randomhouse.de

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