Der Pont du Gard ist eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten im Süden Frankeichs.

Der Pont du Gard, ein Zeitzeuge des antiken Roms

14. August 2021 | 0 Kommentare

Der monumentale Aquädukt über den Gardon gehört zu den meist fotografierten Bauwerken der Provence. Die 49 Meter hohe Bogenbrücke überspannt den Fluss bei Vers-Pont-du-Gard auf einer Länge von 275 Metern. Die einstige Wasserleitung ist seit 1985 UNESCO-Welterbe und wird jährlich von 1,4 Millionen Menschen besucht.

Sie ist einfach gewaltig, die Bogenbrücke über den Gardon, der Pont du Gard. Und dabei fügt sich dieses monumentale Bauwerk geschmeidig in die Landschaft ein, gerade so, als hätte es schon immer dazugehört und wäre niemals von Menschenhand geschaffen worden. Der Gardon unten präsentiert sich an diesem heißen Juli-Tag eher als Flüsschen, windet sich – hier in seinem Unterlauf bevor er in die Rhône mündet – langsam an den seichten Ufern entlang. Sein Bett ist stellenweise trocken.

Schon jetzt, am frühen Vormittag, wimmelt es auf dem wenig tiefen Wasser von kleinen bunten Booten, Kanus und Kajaks. Vor allem Kinder und Jugendliche haben ihre helle Freude an der sportlichen Betätigung, birgt der Gardon doch kaum Gefahren und bietet eine willkommene Abkühlung. Für den mächtigen Zeitzeugen haben sie kaum einen Blick: Der steht da einfach. Und das seit ungefähr 2000 Jahren, denn so genau lässt sich das Bau-Datum nicht ermitteln.

Ein Vergnügen für Groß und Klein: Paddeln auf dem Gardon.

Der Aquädukt gibt noch heute Rätsel auf

Es waren die Römer, die den Aquädukt geschaffen, oder besser gesagt, durch Sklaven haben schaffen lassen. Noch heute ist es den Wissenschaftlern ein Rätsel, wie die Ingenieure damals so exakte Berechnungen für die rund 50 Kilometer lange Wasserleitung von Uzès bis Nîmes anstellen konnten. Der Pont du Gard ist mit 275 Metern nur ein kleiner, aber relevanter Teil davon. Ohne diesen Brückenkanal wäre die Versorgung Nîmes, der Außenposten des Römischen Reiches, mit ausreichend Wasser – für die privaten Häuser der reichen Römer, für Brunnen, für Bäder und für blühende Gärten nicht möglich gewesen.

Wenn wir heute unter der Brücke stehen, schauen wir bewundernd, ja ehrfürchtig, zu einer architektonischen Meisterleistung auf. Wir dürfen sogar hinauf auf die dritte Etage (allerdings nur in den Sommermonaten) und von dort oben einen fantastischen Panoramablick auf die grandiose Landschaft Richtung Cevennen im Westen, die Camargue im Süden und Richtung Alpilles im Osten genießen. Großartig.

Ein Naturpark mit 165 Hektar umschließt die Brücke

Der Pont du Gard ist einer der am besten erhaltenen Wasserkanäle aus der Römerzeit in Frankreich. Der Naturpark an den beiden Uferseiten mit zahlreichen Wanderwegen erstreckt sich auf 165 Hektar. Der ähnlich einer Promenade angelegte Weg vom großzügigen Besucherzentrum, das den Vergleich mit dem Eingangsbereich eines Disney-Parks nicht scheuen muss, führt zur Brücke. Ich frage mich, ob die vielen Menschen kommen, um das Welterbe zu bewundern oder sich einfach in schöner Landschaft vergnügen wollen. Beladen mit Kühlboxen, kleinen Booten, Decken und was sonst noch so gebraucht wird für einen Sonnentag im Freien wandern Familien, Paare, Jugendliche und Kindergruppen hinunter an das Flussufer. Mir scheint, lediglich die älteren Besucher interessieren sich für das Bauwerk. Sei’s drum. Wessen Reise in die Nähe der Pont du Gard führt, sollte auf jeden Fall Station machen.

Im Besucherzentrum lädt das Museum zu einer Zeitreise ins alte Rom ein und veranschaulicht eindrucksvoll den Bau der Brücke. Das Kino zeigt in einem Dokumentar-Spielfilm die Geschichte der Pont du Gard. Die Freiluftausstellung „Mémoires des Gariggue“ präsentiert die mediterrane Landschaft in all ihren Facetten. Alle Infos www.pontdugard.fr

Daten und Fakten

  • Die römischen Ingenieure konstruierten den Aquädukt mit einem Gefälle von nur 34 Zentimeter pro Kilometer. Das reichte, um Wasser kontinuierlich von den Quellen bei Uzès, damals Ucetia, in die Metropole Nemausus, dem heutigen Nîmes, fließen zu lassen. Zwar liegen die Städte per Luftlinie nur 20 Kilometer auseinander, doch wegen der Gebirgsformationen entstand eine kurvenreiche Leitung von insgesamt 50 Kilometern. Täglich flossen etwa 20.000 Kubikmeter Wasser über den Aquädukt nach Nemausus, das damals etwa 20.000 Einwohner zählte. Zwei Drittel der Strecke führte übrigens durch Kanäle, die in den Fels gehauen waren.
Die Bogenbrücke bei Nacht. Foto: Pont du Gard
  • Der Pont du Gard, eine Bogenbrücke mit Keilsteingewölbe, erhebt sich auf drei Ebenen über den Gardon. Auf der oberen, 275 Meter langen mit 35 Bögen, verläuft die eigentliche Wasserleitung. Die mittlere Etage ist 20 Meter hoch, hat elf Bögen auf einer Länge von 242 Metern. Unten, auf 22 Metern Höhe, reihen sich sechs Bögen auf 142 Metern Länge aneinander.
  • Als der Pont du Gard für die Wasserversorgung ausgedient hatte, wurde er als Straßenbrücke genutzt. Doch das historische Bauwerk litt erheblich unter der Last des Verkehrs. Deshalb wurde 1747 in Höhe der unteren Ebene eine neue Brücke gebaut. Heute flanieren die Besucher auf ihr von der einen auf die andere Uferseite des Gardon.

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