Spaziert man auf dem Quai du Port am alten Hafenbecken von Marseille entlang Richtung Meer, konzentriert sich der Blick zunächst auf das imposante Fort Saint-Jean aus dem 17. Jahrhundert. Der Weg führt an den restaurierten Festungsanlagen vorbei bis hin zu einem Stahl-Steg, der das historische Fort mit dem futuristischen Mucem auf der Esplanade J4, einer künstlichen Halbinsel, verbindet. Die Aussicht auf das Meer ist grandios, das Museum liegt dem Besucher zu Füßen, denn die Fußgängerbrücke endet auf seiner Dachterrasse. Der Kontrast ist überwältigend: auf der einen Seite das Jahrhunderte alte Verteidigungsmonument der Hafenstadt Marseille und auf der anderen ihr markantestes Bauwerk der Gegenwart.
Geniale Baukunst in der viel Wissen steckt
Das Museum der Zivilisationen Europas und des Mittelmeerraums wurde im Juni 2013 anlässlich der Ernennung Marseilles zur Kulturhauptstadt Europas 2013 eröffnet. Schon nach den ersten Monaten reihte es sich in die 50 meist besuchten Museen der Welt ein. Und das sicher nicht nur wegen seiner Ausstellungen, sondern auch – oder vielleicht sogar in erster Linie – wegen seines ungewöhnlichen, ja gewöhnungsbedürftigen Outfits. Aber genau das ist es, was den Drang auslöst, diesen Kubus zu erkunden, erfahren zu wollen, was in ihm steckt: die geniale Baukunst und das Wissen, das er uns durch seine Ausstellungen vermitteln will.
Der französische Architekt und Bauingenieur Rudy Ricciotti schuf Ästhetik mit Beton. Die filigrane Struktur des kalten Baumaterials legt sich wie ein Netz – vielleicht ein Fischernetz – um den inneren Korpus. Der Besucher kann zwischen Innen- und Außenhaut des Bauwerks gehen und das Spiel des Lichts zu den unterschiedlichen Tageszeiten erleben. Über diese Gänge gelangt er auf die einzelnen Ausstellungsetagen.
Faszinierende Aussicht von der Dachterrasse
Faszinierend ist die Aussicht von der Dachterrasse aufs Meer, die Hafenanlagen, die Stadt mit der Kathedrale de la Major und das Hinterland von Marseille. Wer am Abend das ganz besondere Flair liebt und einen ungehinderten Blick auf Meer und Hafen genießen möchte, dem ist ein Besuch des Restaurants „Le Mole Passédat“ empfohlen, der Dependance des Marseiller Drei-Sterne-Kochs Gérald Passédat (Le Petit Nice) im Museum.
Aber genug des Augen- und Gaumenschmauses: Das Mucem gewährt in seinen Ausstellungen einen vielfältigen Blick auf die Entwicklung der Kulturen in Europa und im Mittelmeerraum. Sie stellen die unterschiedlichen Sichtweisen von Wissenschaftlern aber auch Künstlern gegenüber. Neben dieser Dauerausstellung „Galerie de la Méditerranée“ zeigt das Museum auch immer wieder interessante temporäre Schauen, die sich mit der kulturellen Entwicklung des Europäers und des Mittelmeer-Anwohners befassen. Auch für Kinder ist dieses außergewöhnliche wie ungewöhnliche und einzigartige Museum eine Entdeckungsreise.
Informationen: www.mucem.org
0 Kommentare