Die Felsformationen im Cirque de Mourèze. Foto: Huda

Wilde Kräuter und ein Spaziergang am Meer

16. Februar 2021 | 0 Kommentare

Krimi-Autorin Johanna Huda entdeckte ihren Midi südlich von Nîmes. Zwischen Bergen und Meer recherchiert sie für ihre Romane und genießt das Leben in Südfrankreich. In diesem Text beschreibt sie ihre Lieblingsorte in dieser Region.

Versteckt in den Weinbergen liegt das ehemalige Wirtschaftsgebäude des Klosters Valmagne – mein Lieblingsort im Midi. An der D 161 zwischen Mèze und Montagnac verbirgt sich hinter einem Hügel eine Ansammlung von wenigen Häusern. Kurz dahinter entdeckt der Reisende auf der rechten Seite einen Abzweig. Das mitunter recht holprige und kurvenreiche Sträßchen führt vorbei an knorrigem Gestrüpp. Am Ende jedoch wird das Durchhaltevermögen mit einer Entdeckung belohnt. Unvermutet präsentiert sich einladend die Einfahrt zum Château Les Sacristains, gesäumt von üppigen Rosmarin-, Lavendel- und Oleanderbüschen sowie von hohen, uralten Pinien. Besonders stimmungsvoll ist die Anfahrt am Abend, wenn der mit Natursteinen frisch gemauerte Eingang und der lange Weg beleuchtet sind.

Das schöne Anwesen aus dem 14. Jahrhundert beherbergt heute ein Hotel und Ferienwohnungen der gehobenen Kategorie. Von diesem Domizil aus kann man viele interessante Ausflüge unternehmen. Die Großstadt Montpellier ist in einer halben Autostunde zu erreichen, die beschauliche Hafenstadt Mèze liegt nur einen Katzensprung entfernt. Am Meer ist man nach einer halben Stunde Fahrt. Nach vierzig Autominuten Richtung Inland zieht man die Wanderschuhe an, um in den Bergen an wilden Kräutern zu schnuppern.

Weinreben an der Abbaye de Valmagne. Foto: Huda

Die imposante Abbaye de Valmagne

Direkt vom Château aus führt ein gemütlicher Spaziergang durch Felder zur Abbaye de Valmagne, deren Ursprünge auf das 11. Jahrhundert zurückgehen. Nach zwei Kilometern schiebt sich bereits die imposante Benediktiner-Abtei ins Blickfeld. Das ehemalige Kloster im gotischen Baustil hat eine wechselvolle und interessante Geschichte hinter sich. Seit 1838, als die Kirche jegliche Ansprüche aufgeben musste, befindet es sich im Besitz derselben Familie. Heute ist es ein Weingut und kann besichtigt werden. Vor der Abtei, die seit 1947 unter Denkmalschutz steht, breiten sich ein Kräutergarten und ein Weinlehrpfad aus. Man erfährt viel Wissenswertes über die verschiedenen Weinsorten und kann im Herbst sogar die unterschiedlichen Beeren kosten (www.valmagne.com).

Das Hafenstädtchen Mèze und Sète direkt am Meer

An jedem Donnerstag ist Markttag in Mèze, samstags in Sète und ebenfalls in Pézenas – ganz in der Nähe. Natürlich gibt es im Département Herault noch zahlreiche kleine Märkte mit einem vielfältigen Angebot an frischen Produkten aus der Region: zum Beispiel Honig in Bio-Qualität, junge Artischocken, Wurstwaren, besondere Pilze wie Pied-de-Mouton, Oliven, Trockenfrüchte und vieles mehr. Am besten einkaufen kann man in den Markthallen, die täglich vormittags geöffnet sind. Hier kann man die Spezialitäten auch direkt verkosten.

In Sète empfehle ich einen wirklich lohnenswerten Spaziergang, den ich immer wieder mache. Erklimmen Sie den Mont-Saint-Clair. Von dort oben haben Sie eine phantastische Aussicht über den Ètang du Thau und das Mittelmeer. Ein Rundgang gewährt immer neue Ausblicke. Und in Mèze lohnt eine Pause im Restaurant „Le Tabou“, das von vielen einheimischen Gästen besucht wird. Von der Terrasse aus lässt sich gut das Treiben rund um den Segel-Hafen beobachten. Die Küche bietet frische Muscheln und Austern zu einem fairen Preis an.

Wermut in Marseillan und „Capitaine Leroux“

Der Besuch des kleinen Ortes Pézenas ist mehr als nur einen Zwischenstopp wert. In der historischen Altstadt weht ein Hauch aus der Zeit von König Louis XIV. (1638-1715), dem Sonnenkönig, und dem Schauspieler und Dramatiker Molière (1622-1673). Sehr viele alte, individuelle Türen reizen mich immer wieder zum Fotografieren. In vielen kleinen Boutiquen und Ateliers findet man nicht alltägliche, zum Teil handgefertigte Schätze.

Johanna Huda lebt in Gelsenkirchen.

Empfehlen möchte ich auch einen Besuch des Cirque de Mourèze in Mourèze, knapp 30 Kilometer nordwestlich von Montagnac. Er wird in der Literatur als ein Kalksteinfelsenmeer mit gigantischen Formen beschrieben. Man kann in dem 300 Hektar großen Parc des Courtinals hervorragend wandern und die bizarren Formen der Felsen bestaunen.

In Marseillan bietet sich ein Besuch mit Führung und anschließender Verkostung im „Maison Noilly Prat“ an. Dort wird der berühmte Wermut, den Feinschmecker so sehr schätzen, hergestellt. Die Führung ist sehr kurzweilig und informiert über die Geschichte, die Ingredienzien und den Produktionsprozess. Hier werden alle Sinne gefordert: hören, sehen, fühlen, riechen, schmecken.

Diese wunderschöne Region im Languedoc hat mich zu einer Krimireihe inspiriert. Bisher sind fünf Romane um Capitaine Joseph Leroux erschienen (www.oldib-verlag.de). An Leroux‘ sechstem Fall arbeite ich derzeit. Die Recherche vor Ort wollte ich im April 2020 durchführen. Ich wünsche mir, dass ich das in diesem Frühsommer nachholen kann.
www.facebook.com/Johannahuda

Château Les Sacristains in Montagnac

Château Les Sacristains. Foto: Huda

Seit Jahren wohnen mein Mann und ich im Château Les Sacristains und sind nach wie vor begeistert. Alle separat zugänglichen Ferienwohnungen sind individuell und sehr geschmackvoll gestaltet und eingerichtet. Der großzügig angelegte Pool sowie die umliegenden Rasenflächen laden zur Erfrischung und zum Relaxen ein. Auf dem Bouleplatz treffen sich die Gäste zuweilen zu einem gemeinsamen Spiel. Ab Pfingsten bietet das vor dem Pool gelegene Restaurant abwechslungsreiche und regionale Küche an. An der Bar gönnt man sich einen Café, ein Glas Wein und einen Plausch mit Freunden. www.chateau-les-sacristains.fr

Die von Johanna Huda so geliebte Region Okzitanien ist ein Weinbaugebiet. Das Hafenstädtchen Mèze im Département Hérault liegt zwischen Montpellier und Béziers. Von Nîmes aus sind es über die Autoroute 9 nur 85 Kilometer.

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