In der Abtei Saint-Paul-de-Mausole in St. Rémy ließ sich Vincent van Gogh behandeln.

Vincent van Gogh auf der Suche nach den „blauen Tönen und heiteren Farben“ des Südens

6. Oktober 2020 | 0 Kommentare

Der niederländische Maler lebte nur zwölf Monate in der Nervenheilanstalt von Saint-Rémy-de-Provence. In dieser Zeit entstanden einige seiner größten Werke. Van Gogh war zweifelsfrei einer der berühmtesten Gäste in dem kleinen, provenzalischen Städtchen. Folgen wir seinen Spuren.

Unaufdringlich präsentiert sich Vincent van Gogh posthum in Saint-Rémy-de-Provence. Das kleine Städtchen macht kein effekthaschendes Aufsehen um den weltberühmten niederländischen Maler, der sich von Mai 1889 bis Mai 1890 freiwillig in der Nervenheilanstalt der ehemaligen Abtei Saint-Paul-de-Mausole etwas abseits des Dorfkerns aufhielt. Van Gogh, geboren am 30. März 1853 in Groot-Zundert, gestorben am 29. Juli 1890 in Auvers-sur-Oise in der Nähe von Paris, begegnet dem Besucher eher unauffällig – so wie er hinter den Klostermauern gelebt hat.

Eine kleine Biografie des Malers

Vincent van Gogh, dessen Tod mit nur 37 Jahren ebenso wenig geklärt ist wie das Drama um sein abgeschnittenes Ohr, zählt zu den Begründern der Modernen Malerei. Rund 800 Gemälde und 1000 Zeichnungen werden ihm zugeschrieben, die er in seinen letzten zehn Lebensjahren geschaffen hat. Denn erst mit 27 Jahren entschied sich van Gogh, der auch Französisch, Englisch und Deutsch sprach, Maler zu werden. Zuvor war er u.a. als Kunsthändler und Hilfsprediger gescheitert. Das Malen brachte er sich selbst bei.

Im Februar 1888 zog van Gogh nach Arles. Dort, so wird überliefert, wollte er „die blauen Töne und heiteren Farben“ des Südens finden. In seinem Atelier im Gelben Haus plante er, mit anderen Malern zu arbeiten und zu leben. Von den Zeitgenossen folgte ihm nur Paul Gauguin. Die Zusammenarbeit war konfliktbeladen und endete in dem Streit, in dem sich van Gogh entweder selbst das Ohr abschnitt oder Gauguin der Täter war.

Anzeichen einer psychischen Erkrankung

Nach diesem Vorfall und Anfällen, die auf eine psychische Erkrankung hindeuteten, entschied sich van Gogh, sich in der Nervenheilanstalt von St. Rémy behandeln zu lassen. Das Malen sah er für sich als Therapie. Erst malte er Szenen aus dem Klostergarten, dann Landschaften der nahen Umgebung. Sein berühmtestes Werk aus dieser Zeit ist die „Sternennacht“, das im Museum of Modern Art in New York zu sehen ist.

Nach einem Jahr fühlte sich Vincent van Gogh in St. Rémy als „Gefangener“ und ging nach Auvers-sur-Oise bei Paris. Dort soll er sich eine Kugel in den Oberkörper geschossen haben.

Ein Spaziergang nach Saint-Paul-de-Mausole

Begeben wir uns nun auf die Spuren van Goghs in St. Rémy. Sie können wie die meisten Besucher dem ca. zwei Kilometer langen Fußweg folgen, der im Ortskern am Musée Estrine (www.musee-estrine.fr) mit dem Interpretationszentrum van Gogh beginnt. Der Weg „Les paysages de van Gogh“ führt hinaus zur Abtei Saint-Paul-de-Mausole (www.saintpauldemausole.fr). Spaziergänger kommen an 19 Orten vorbei, wo Vincent van Gogh seine Staffelei aufgestellt hat. Dort stehen Tafeln mit den Reproduktionen der entsprechenden Gemälde und zugehörigen Auszügen aus Briefen, die der Maler an seinen Bruder Theo geschrieben hat. Diesem Briefwechsel attestieren Experten einen hohen literarischen Wert.

Der Innenhof mit Kreuzgang der Abtei Saint-Paul-de-Mausole.

In der Abtei Saint-Paul-de-Mausole kann zunächst die kleine Abteikirche besichtigt werden und anschließend das Kloster, in dem van Gogh ein Jahr als Patient verbracht hat. Das Zimmer, in dem er lebte, ist eine Rekonstruktion. Auch befindet sich kein echter van-Gogh an diesem Ort. Und dennoch lohnt sich der Besuch. Schauen Sie durch van Goghs Zimmerfenster in den Klostergarten und schlendern Sie dann durch ebendiesen. Lassen Sie sich den Duft des Lavendels um die Nase wehen und erfreuen Sie sich am Gelb der Sonnenblumen.

Am Kloster entstand das Werk „Irrenhausgarten“. Es hängt heute im Folkwang Museum in Essen (www.museum-folkwang.de).

Der etwas andere Weg

Es gibt einen weiteren schönen Weg hin zur alten Abtei. Oder wählen Sie ihn als Rückweg. So machen Sie eine kleine Rundwanderung und sind auf einer Wegstrecke mitten in der Natur. Sie sollten feste Schuhe tragen.

Beginnen Sie den Spaziergang am Hotel Vallon de Valrugues. Das liegt ca. 900 Meter außerhalb des Dorfkerns (Richtung D 99a, ausgeschildert). Von da aus sind es knapp zwei Kilometer bis zur Abtei. Gehen Sie Richtung Hotel Canto Cigalo bis zur Kreuzung. Geradeaus geht es weiter auf dem dann unbefestigten Cours de Petity et de Valrugues. Nach 600 Meter biegen Sie rechts ab auf Voie Communale des Carrières. Auf diesem Wegstück sehen Sie bereits Saint-Paul. Nach 900 Metern sind Sie am Ziel.

Info

  • Im nicht öffentlichen Teil des Gebäudekomplexes ist auch heute eine Psychiatrische Klinik untergebracht, das Maison de Santé de Saint Rémy.
  • Im Kunst-Roman „Der Mann, der in die Bilder fiel“ von Leif Karpe spielt das Werk „Sternennacht“ von Vincent van Gogh eine Schlüsselrolle. Und Saint-Rémy-de-Provence ist natürlich auch ein Ort der Handlung. Erschienen bei Nagel & Kimche.

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