Der Strand von Nizza an der Côte d'Azur.

Inspiration an der französischen Riviera

12. August 2023 | 0 Kommentare

Joséphine Nicolas würdigt in ihren Romanen „Tage mit Gatsby“ und „Das Haus am Meeresufer“ zwei außergewöhnliche Frauen: Zelda Fitzgerald und Eileen Gray. Die deutsche Autorin lebt seit vielen Jahren in Nizza, liebt das Savoir-vivre an der Côte d'Azur und erhält dort Impulse für ihre Arbeit – ähnlich wie ihre Hauptakteurinnen.

„Was gibt es Schöneres, als morgens über das Meer zu schauen?“, beantwortet Joséphine Nicolas meine Frage, warum sie sich in der Provence niedergelassen habe. Die rhetorische Gegenfrage sagt alles. „Ich liebe das Savoir-vivre des Südens, das Licht, die Wärme“, bekräftigt sie trotzdem und setzt ehrlich auch das i-Tüpfelchen: „Derzeit zieht mich nichts zurück nach Deutschland.“ Joséphine Nicolas – in ihrem Pass steht der Name Christiane Adlung – wurde in Hannover geboren, war Austauschschülerin in Frankreich, studierte Architektur, Innenarchitektur und Kunstgeschichte. Als sie sich während des Studiums mit der irischen Architektin und Designerin Eileen Gray (1878-1976) befasste, wusste sie: „Über diese außergewöhnliche Frau werde ich ein Buch schreiben.“ Nun ist es im Handel: „Das Haus am Meeresufer“, gerade erschienen bei Dumont.

Joséphine Nicolas. Foto: Irène Zandel

Seit 2012 lebt Joséphine Nicolas an der Côte d’Azur in einem Appartement am Rande der Altstadt von Nizza. Sie liebt das Leben dort, die engen Gassen, das Bunte, das Lebensfrohe, aber auch die Ruhe, wenn die Sommersaison vorbei ist und Kreuzfahrttouristen nicht mehr wie Heuschreckenschwärme in die Stadt einfallen. „Das Haus am Meeresufer“ ist ihr zweiter Roman. 2021 debütierte sie mit „Tage mit Gatsby“. Beide Romane, die das Geschehen der 1920er Jahre spiegeln, schrieb sie in Nizza. „Mich fasziniert diese Zeit und ihre Literaten wie Zelda und F. Scott Fitzgerald oder Ernest Hemingway“, nennt Joséphine Nicolas drei ihrer Favoriten. „Die Aufbruchstimmung in jenen Jahren und das positive Lebensgefühl der Menschen beeindrucken mich“, sagt sie. Doch das Leben in einer Zeit des Umbruchs war nicht nur zuckersüß. „Ich mag es, beim Schreiben die Übergänge zwischen laut und leise und die Unterschiede herauszuarbeiten.“

Weil alles um mich herum lärmte, war ich still. Dachte in leisen Farben, oft in Schwarz. Ein sichtbares Schweigen – so beginnt ihr zweiter Roman, den die Autorin ebenso wie den ersten „den Frauen, die aufbegehren, die sich erheben“ widmet.

„Das Leben und Schaffen der Eileen Gray war es, das mich an die französische Mittelmeerküste, wo sie ab 1925 ihre Architekturprojekte verwirklicht hatte, zog“, sagt Joséphine Nicolas. Übrigens lange bevor sie den Roman mit ihr als Hauptfigur schrieb. Die Irin, die in Paris und an der Côte d’Azur lebte, war eine der bedeutendsten Frauen ihres Metiers im frühen 20. Jahrhundert. „Ihr Name ist weniger bekannt, aber ihren Tisch E.1027 kennt fast jeder. Ihr wunderbares Haus E.1027, das sie auf Cap Martin bei Roquebrune realisierte, begeistert mich bis heute.“ Doch nicht nur das Werk der Eileen Gray war Motivation, einen Roman zu schreiben, sondern vielmehr die Persönlichkeit dieser Frau.

In ihrem ersten Roman „Tage mit Gatsby“ lässt Joséphine Nicolas das Leben in den Goldenen Zwanzigern an der französischen Riviera prickeln wie Champagner, mit allen Höhen und Tiefen. Und im Mittelpunkt steht einmal mehr eine Frau: Zelda Fitzgerald, die Frau von F. Scott Fitzgerald, dessen berühmtester Roman „Der große Gatsby“ nicht nur auf Papier, sondern auch auf der Leinwand ein Welterfolg wurde. Nicht zuletzt durch Zelda, deren großes schriftstellerisches Talent von Scott ausgenutzt und plagiiert wurde. „Diese Frau fasziniert mich, wie sie lebte, ihren eigenen Weg ging, gegen ihren Mann aufbegehrte. Für diesen Roman brauchte ich mir keinen Plot ausdenken, die Fitzgeralds sind die Geschichte.“

Und so zitiert Joséphine Nicolas in „Tage mit Gatsby“ F. Scott: Sometimes I don’t know whether Zelda and I are real or wether we are characters in one of my novels.

Joséphine Nicolas liebt die Côte d’Azur genauso wie es ihre Protagonistinnen Zelda und Eileen taten. Das Haus E.1027, ein langgestreckter Bau zwischen Zitronenbäumen oberhalb des Meeres, ist immer wieder ein Ziel der Autorin. „Nach der Führung gehe ich gerne durch die alten Gassen von Roquebrune und spaziere am Cap Martin entlang.“ Dabei findet sie neue Ideen und Entspannung von der Arbeit an ihrem dritten Buch, das diesmal eine fiktive Geschichte ist und in der Gegenwart spielt. Mehr verrät Joséphine Nicolas nicht.

Das Haus E.1027 kann nach Voranmeldung im Internet (cap moderne) besichtigt werden.

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