Matthias Wimmer und Marion Schwarz haben ihr Glück in der Provence gefunden.

Ihre Passion: Wein und Oliven

6. August 2022 | 1 Kommentar

Von der Ruhr an die Rhône: Matthias Wimmer und Marion Schwarz zog es vor 35 Jahren in den Süden Frankreichs. Längst sind die gebürtigen Essener in der Provence im romantischen Eygalières am Fuße der Alpillen zu Hause.

Sie haben die Entscheidung, in die Provence zu ziehen, niemals bereut. Auch wenn Matthias Wimmer (nunmehr 64) und seine Lebenspartnerin Marion Schwarz im Ruhrgebiet niemals wirklich unglücklich waren. „Aber“, sagt die heute 63-Jährige, „wir haben nicht gemacht, was uns wirklich gefallen hat.“ „Als Diplom-Pädagogen standen wir vor einer Arbeitslosen-Karriere. Darauf hatten wir keine Lust“, wiederholt Matthias seine Worte von 2011, als wir die Beiden zum ersten Mal in Eygalières am Fuße der Alpillen zwischen Avignon und Marseille besuchten. Also packte das junge Paar die Koffer und machte sich mit der vier Monate jungen Tochter Franziska auf in den Süden Frankreichs, nach Montpellier.

Matthias Wimmer auf der Domaine d’Eole.

Es war kein Aufbruch ins Blaue, keine Reise ins Ungewisse. Das Ziel war bewusst gewählt, denn längst hatte Matthias Wimmer seine wirkliche Passion erkannt: Er wollte Winzer werden. Die Liebe zum Wein hatte er während seines Studiums entdeckt, als er in Jacques‘ Wein-Depot jobbte. Dass die Wahl auf Montpellier fiel, war schließlich auch kein Zufall. Die Studiengänge Weinbau und Önologie hatten damals schon an der Universität in der heutigen Boom-Town des Midi einen hervorragenden Ruf. „Wir hatten unsere Träume. Arbeiten und Leben in dieser Stadt, warum nicht?“, denkt Marion zufrieden an den mutigen Schritt vor 35 Jahren zurück. Aus den Träumen wurde Wirklichkeit.

Nach zwei Jahren war klar: „Wir bleiben.“

Matthias Wimmer absolvierte an der Universität von Montpellier sein Examen im Weinbau als einer der Besten seines Jahrgangs. Chapeau: Die französischen Winzertöchter und -söhne zogen vor dem deutschen Kommilitonen den Hut. Mit diesen hervorragenden Referenzen in der Tasche war die Jobsuche rasch von Erfolg gekrönt. Auf einem Weingut in Roquemaure an der Rhône in Lirac unweit des weltberühmten Anbaugebietes Châteauneuf-du-Pape fand Wimmer seine erste Anstellung. Und Marion? Sie machte ihr Examen als Fremdenführerin. „Einfach war das alles nicht. Wir sprachen ja nur sehr wenig Französisch. Also haben wir uns angestrengt, fleißig gelernt und gearbeitet“, erzählt Marion. Nach nur zwei Jahren im Midi – inzwischen war Sohn Yannick geboren – entschloss sich die junge Familie, für immer zu bleiben.

Der Wein der Domaine d’Eole zu Füßen der Alpillen.

Die französische Lebensart gefiel ihnen. Obwohl es nicht einfach sei, sich einzufügen, Freunde zu finden, zu denken wie die Franzosen. „Aber als unverheiratetes Paar mit zwei Kindern hat man es hier viel leichter als in Deutschland“, so Matthias. „Damals wie heute“, ergänzt Marion und listet die Vorzüge des französischen Betreuungs- und Bildungssystems auf. Inzwischen ist nämlich Tochter Franziska auch Mutter und lebt mit ihrer Familie ganz in der Nähe der Großeltern, die 2011 geheiratet haben. Sohn Yannick fand indes sein Glück in den USA. Alle vier sind längst offiziell Franzosen, haben aber ihre deutsche Staatsangehörigkeit behalten. „Dass wir Franzosen sind, dafür hat sich Franziska stark gemacht. Sie wollte unbedingt wählen gehen“, erinnert sich Matthias und meint: „Eigentlich sind wir doch alle Europäer.“

Von der Domaine d’Eole auf die eigene Oliven-Plantage

Seit 1993 ist Matthias Wimmer auf der Domaine d’Eole – benannt nach dem griechischen Windgott Äolus – als Chef-Önologe beschäftigt. Und nun, am Ende diesen Jahres, wird er in den Ruhestand gehen. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge, wie es so schön heißt. „Es war anstrengend und erfolgreich. Als ich angefangen habe, hatte die Domaine 17 Hektar. Heute sind es 38. Mehrmals wechselte der Besitzer, mehrmals musste der Keller erweitert und auf den modernsten Stand gebracht werden. Zwischenmenschlich hat es immer gepasst“, erzählt Matthias und blickt seine Frau an, die auf d’Eole für die Administration zuständig war. Doch bevor sie sich offiziell von dem Weingut verabschieden, ist noch viel zu tun. „In diesem Jahr werden wir die größte Ernte einfahren, seit wir hier arbeiten. Das hat zwei zwei Gründe: Die Trauben gedeihen in diesem Jahr sehr gut, und die neu angepflanzten Rebflächen produzieren erstmals“, erklärt uns Matthias, der nach seinem Ausscheiden der Domaine weiter verbunden bleiben und seinem Nachfolger mit Rat und Tat zur Seite stehen wird.

Aus der Landwirtschaft verabschieden werden sich die Zwei ohnehin nicht. Denn seit 2006 besitzen sie eine kleine Oliven-Plantage. Inzwischen sind es mehr als 1200 Bäume, ein Teil davon gepachtet. Das L’Olivette genießt bei Feinschmeckern hohes Ansehen und wurde mehrmals auf der Landwirtschaftsmesse in Paris mit Medaillen ausgezeichnet. Das rein biologische Olivenöl wird von der „Oliveronne“ in zwei Varianten hergestellt. Im Anbau ihres schönen Hauses mit traumhaftem Blick auf die Alpillen kann das Öl verkostet und direkt gekauft werden. In diesem Jahr allerdings wird die Ernte äußerst gering ausfallen – ganz im Gegensatz zum Wein. Mit rund 90 Prozent Verlust rechnen die Olivenproduzenten. Marion Schwarz: „Die Blüten sind in der viel zu frühen ersten Hitzephase eingegangen. Selbst die Produzenten, die bewässert haben, konnten nichts retten.“

Und wann kommen Matthias und Marion mal wieder ins Ruhrgebiet? Da reagieren sie ganz ehrlich: „So bald nicht. Auch wenn wir dort Freunde haben. Aber die kommen eigentlich lieber zu uns. Kann man ja gar nicht verstehen.“

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  1. Sehr interessanter Artikel.

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