Wir verlassen Saint-Rémy-de-Provence bei den römischen Ausgrabungsstätten Glanum und fahren nach Süden Richtung Les-Baux-de-Provence. Die D5 schlängelt sich in teils scharfen Kurven die Alpilles hinauf. Langsames Fahren ist auf jeden Fall angeraten, zumal auf der Radspur nicht selten die Pedaleure auf dem steilen und schweißtreibenden Anstieg ins Wanken kommen. Ortskundige Auto- und Motorradfahrer haben es in der Regel eilig und riskieren zuweilen haarsträubende Überholmanöver. Die Unfallstatistik hält sich auf der D5 zwischen St. Rémy und Les Baux dennoch in Grenzen. Während sich bei der Auffahrt die Straße durch Pinien- und Kiefernwald windet, vermittelt die Abfahrt zwischen kargen Felsen den Eindruck einer Hochgebirgsregion. Nach der letzten Kurve breitet sich das Tal von Les Baux mit seinen Olivenbäumen und Rebflächen vor der imposanten Kulisse der alten Burgruine aus. Ein traumhafter Blick im gleißenden Sonnenlicht.
Die Ölmühle von Castelas
Wir biegen rechts ab auf die D27. Gleich auf der rechten Seite liegt die Ölmühle Castelas. Hier empfängt uns Emilie Hugues, die Tochter der Besitzer Catherine und Jean-Benoît Hugues. Sie zeigt uns die Mühle und erklärt uns viel Wissenswertes rund um die Olive. So erfahren wir zum Beispiel, dass der Olivenbaum gar kein Baum ist, sondern ein Strauch und zur selben Familie gehört wie der Oleander. An den Wurzeln, die teilweise 500 bis 600 Jahre alt sind, treiben stets neue Zweige aus, stoßen durch die Erde und werden weggeschnitten. So entwickelt sich ein Zweig zum dicken Ast, und der Ertrag an Früchten wird größer.
Jetzt, Mitte Juni, ist die Blüte gerade vorbei, und die ersten winzig kleinen Oliven wachsen heran. „In diesem Jahr haben die Bäume sehr viele Blüten gebildet. Deshalb sind wir zuversichtlich, dass wir eine gute Ernte haben werden“, sagt Emilie. „Genau wissen wir das aber erst im August.“ Auf Castelas werden Oliven der besten Güteklasse „Appellation d’OrigineProtégée le Baux“ (AOP) angebaut. Um ein AOP-Öl zu erzeugen, müssen mindesten vier Olivensorten heranreifen. Auch das erklärt uns Emilie und lädt uns zu einer Verkostung ein. Mit einigen Litern Öl im Gepäck setzen wir die Fahrt fort.
Ein Rendezvous mit Paul Cézanne
Auf der D27 geht es weiter Richtung Les Baux. Schon nach ein paar hundert Metern biegen wir scharf links ab und legen den nächsten Stopp auf dem Weingut Mas Sainte Berthe ein, das seit 1950 in Familienbesitz ist. Die 40 Hektar große Domaine liegt zu Füßen des Felsmassivs von Les Baux und lädt zu einem ausgewiesenen Rundgang durch die Rebflächen ein. Wir schätzen dort besonders den Rosè, aber auch die Rotweine, die an kühlen Wintertagen den Duft der Provence wachrufen.
Domaine Mas Sainte Berthe Les Baux
Zurück geht es auf die D27 hinauf nach Les Baux. Das Felsendorf lassen wir zunächst links liegen, suchen uns einen Parkplatz gleich nach der Serpentine und gehen zu Fuß zu den Carrières de Lumières, den Steinbrüchen des Lichts. In diesem Jahr ist die spektakuläre Videoinstallation Paul Cézanne gewidmet. Die Schau „Cézanne, Meister der Provence“ zeigt seine bekanntesten Werke. Mit vielen neuen Eindrücken und neuem Wissen über Oliven, Wein und Malerei machen wir nun eine wohlverdiente Mittagspause hoch oben in Les Baux. Ein Gläschen Rosé, ein wenig Schinken und Käse und wir sind gestärkt für die Weiterfahrt.
Die wagemutigen Kellner von Maussanne
Auf der D27 geht es Richtung Maussane-les-Alpilles. Das beschauliche und sehr authentische Dorf hat seinen typischen provenzalischen Charakter erhalten. Hier treffen sich Bewohner und Frankreich-Liebhaber zu jeder Tageszeit zum Rosé und Pastis auf den Terrassen der Bistros und Cafés rund um den Marktplatz. Jedes Glas Wein oder Bier und jede „plat du jour“ haben einmal die Straße überquert, bevor sie serviert werden. Kellner hetzen mit voll beladenen Tabletts wagemutig über die Fahrbahn. Kein Autofahrer wagt es, ihnen die Vorfahrt zu nehmen.
Maussanne-les-Alpilles Eygalières
„Ein Sommer in der Provence“
Über die D78 und D24, eine traumhafte Panoramastraße, geht es schließlich nach Eygalières, dem berühmten Dorf, wo der Film „Ein Sommer in der Provence“ mit Jean Reno gedreht wurde. Ein Muss für jeden Provence-Urlauber. Nicht nur das Café de Centre, sondern das ganze Dorf ist ein Originalschauplatz. Weiter auf der D24 erreichen wir die D 99 und kommen zurück nach Saint Rémy.
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