Im Tal von Les Baux werden nicht nur hochwertige Ölivenöle produziert, sondern auch erstklassige Weine mit den kontrollierten Herkunftsbezeichnungen AOC (Appellation d’Origine Contrôlée) „Les Baux de Provence“ und „Coteaux d’Aix“. Ein Weingut, das ich bei einer meiner ersten Provence-Reisen kennen gelernt habe, ist Mas Sainte Berthe. Seitdem besuche ich die Domaine regelmäßig – nicht allein wegen des guten Weines.
Ihren Namen hat die Domaine übrigens von der Heiligen Bertha, der Schutzpatronin der an Fieber Erkrankten. Im 16. Jahrhundert wurde auf dem Landgut ihr zu Ehren eine Kapelle gebaut, die von Pilgern aufgesucht wurde.
Über den Kamm der Alpilles
Mas Sainte Berthe liegt etwas versteckt südlich von Saint-Rémy-de-Provence auf dem Weg nach Les Baux, der wohl bekanntesten Burgruine in der Provence. Die Fahrt von St. Rémy aus zum Weingut ist spektakulär. Richtung Süden geht es auf der D5 über die Alpilles. Die kurvenreiche und nicht ungefährliche Straße führt bis auf die Höhe von ca. 500 Metern und ist bei geübten Radfahrern sehr beliebt.
Ist die letzte Kurve auf der Südseite des Gebirges erreicht, tut sich sich ein Panoramablick auf die Ebene auf. Olivenbäume und Weinstöcke säumen die jetzt schnurgerade Straße. Scharf rechts geht es auf die D 27a Richtung Les Baux. Bevor die Fahrbahn in einem großen Linksbogen auf das Felsendorf hinauf führt, weist ein rotes Schild „Mas Sainte Berthe“ nach links in ein schmales, befestigtes Sträßchen. Nach gut 400 Metern geht es rechts ab auf einen unbefestigten Weg.
Eine kleine Wanderung durch die Reben
Während sich der vom Auto aufgewirbelte weiße Staub der Provence noch langsam legt und wir vor dem Keller – „Cave“ – aussteigen, umgibt uns Stille. Bevor wir uns der Verkostung und dem Einkauf widmen, erkunden wir einen Teil des Weingutes. Zwischen den Rebflächen ist ein 1,6 Kilometer langer Rundwanderweg ausgeschildert. Fast andächtig schaut der Besucher von hier unten hinauf auf das in der Sonne silbrig-weiß glitzernde Felsmassiv auf dem majestätisch die Burgruine thront.
Die interessiert heute indes weniger. Wir wollen uns dem Wein widmen, spazieren auf dem steinigen Boden aus Ton, Kies und Mergel durch die Rebstöcke. Jetzt im Hochsommer umschwärmen uns allerlei Insekten. In den Baumwipfeln rauscht ein leiser Wind – Mistral tut sich auf. Die Sonne scheint erbarmungslos auf die jungen Trauben. Die Temperatur liegt bei gut 30 Grad, was die Zikaden zu ihrem unermüdlichen „Gesang“ veranlasst.
300 Sonnentage im Jahr
Hier auf der Südseite der Alpilles wächst der Wein in geschützter Lage. Der Boden speichert tagsüber die Wärme, so dass die Reben auch in kalten Nächten keinen Schaden nehmen. Durchschnittlich 300 Sonnentage im Jahr sorgen für eine exzellente Qualität der Trauben. Und der kalte Wind aus dem Norden, der Mistral, hält die Rebstöcke gesund.
Auf rund 40 Hektar werden auf dem Mas Sainte Berthe zehn Rebsorten angebaut, zum Beispiel Grenache Noir, Syrah und Cabernet Sauvignon für Rosé- und Rotwein oder Sauvignon und Rolle für Weißwein. Heute sorgen für den nachhaltigen Anbau die Inhaberin Geneviève Roland und ihre Kinder. Chef-Önologe ist Christian Nief.
Auskunft über Wein und Landschaft
Nachdem wir uns rund eine Stunde in den Weinfeldern aufgehalten haben, gehen wir in den inzwischen sehr modernen Verkaufsraum der Domaine. Freundlich werden die Gäste zur Verkostung eingeladen und erhalten viele Informationen rund um den Wein von Sainte Berthe. Wer sich für die Gegend interessiert oder für den Wein- und Olivenanbau in der Provence im Allgemeinen ist hier auch an der richtigen Adresse. Gerne geben die Angestellten Auskunft.
Abgesehen vom Rosé ist mein Lieblingswein übrigens der Rotwein „Louis David“. Das Cuvée ist eine Auswahl der ältesten Parzellen. Der Wein reift zwölf Monate in Eichenfässern. Die Weine der Domaine haben bereits etliche Auszeichnungen und hohe Bewertungen erhalten. Köstlich ist auch die Tapenade, die von den Oliven hergestellt wird, die auf vier Hektar angebaut werden.
Informationen: www.massainteberthe.com
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