Der berühmte Weihnachtsmarkt auf dem Cours Mirabeau in Aix-en-Provence. Foto: Sophie Spiteri/Office de Tourisme

Die Provence strahlt in weihnachtlichem Glanz

22. November 2025 | 0 Kommentare

Nach dem überaus erfolgreichen Cézanne-Jahr mit mehr als 300.000 Besuchern allein im Musée Granet legt Aix-en-Provence nun sein festliches Kleid an. Die Stadt und das Land machen mit traditionellen provenzalischen Weihnachtsbräuchen bekannt. Krimiautor Pierre Martin treibt mit seinem dritten Band um den Auftragskiller Monsieur le Comte den Winterblues aus.

Auch in der Provence wird es jetzt weihnachtlich. Zwischen dem 4. Dezember und Maria Lichtmess am 2. Februar werden die Fêtes Calendales gefeiert, natürlich in ganz Frankreich. Dies besonders in den ländlichen Gebieten noch sehr traditionell. Das Christentum beeinflusste die französische Geschichte und Kultur nicht unerheblich. Die römisch-katholische Konfession ist mit Abstand die größte Glaubensgemeinschaft im Staat. Wie in Deutschland ist auch in Frankreich der 4. Dezember der erste wichtige Tag in der Vorweihnachtszeit. Während es hierzulande üblich ist, an diesem Tag Zweige von Obstbäumen in die Vase zu stellen, ist es in der Provence Tradition, Weizenkörner oder Linsen in drei Schälchen zu legen, die die Heilige Dreifaltigkeit darstellen. Sind am Weihnachtstag die Knospen an den Obstzweigen erblüht, bedeutet dies Glück für das kommende Jahr. Sind die Körner in den Schalen gekeimt, ist eine gute Ernte zu erwarten.

Weihnachtliche Illumination im Hafen von Sanary-sur-Mer.
Foto: Office Tourisme Sanary

Auch in der Provence öffnen ab Mitte November zahlreiche Weihnachtsmärkte. Da gibt es kleine, beschauliche in Städtchen und Dörfern, wo man sich an vin chaud und regionalen Leckereien laben kann, aber auch publikumswirksame, die nicht jedermanns Geschmack sind. So wie im historischen Küstenort Sanary-sur-Mer. Dort ist nicht nur die neugestaltete Hafenpromenade illuminiert, auch alle Fischerboote und Yachten erstrahlen im Glanz tausender Lichterketten. Zehntausende Besucher strömen allein deswegen jedes Jahr in der Adventszeit nach Sanary. „Es ist wie Disneyland und Parkplätze sind Mangelware“, ist Géraldine Mercier, Besitzerin des legendären Hotels de la Tour, nicht wirklich begeistert.

Santons de Provence

Eine provenzalische Erfindung sind die mittlerweile in ganz Frankreich verbreiteten Santons de Provence, kleine Krippenfiguren aus Ton, die entweder kunstvoll bemalt sind oder Stoffkleider tragen. Ihre Geburtsstunde ist die Französische Revolution. Als Ende des 18. Jahrhunderts die Kirchen geschlossen wurden und Krippen nicht mehr aufgestellt werden durften, bastelten sich die Provenzalen Krippenfiguren aus Brotteig, die, nachdem sie getrocknet waren, bemalt wurden. So entstanden in den Wohnungen kleine Krippen. Die Figuren spiegeln das Dorfleben wider: Es sind Bauern, Bäcker, Fischer, Ärzte, Landfrauen und viele mehr. Längst ist daraus ein Kunstgewerbe entstanden. In Les-Baux-de-Provence gibt es ein kleines Santon-Museum. Und die schönen Krippen in den Kirchen verzaubern Jung und Alt.

Santons: kunstvolle Krippenfiguren
Foto: Office Tourisme Provene-Alpes-Côte d’Azur

Festmenü und 13 Desserts

Am Heiligabend treffen sich Familien und Freunde zum Gros Souper, dem Festmenü. War es einst ein eher karges Essen, werden längst regionale Spezialitäten mit Fleisch und Fisch serviert. Nach der Mitternachtsmesse werden die traditionellen 13 Desserts gereicht. Diese Köstlichkeiten, die lokal variieren, symbolisieren das letzte Abendmahl von Jesus mit den zwölf Aposteln. Dazu gehören: süßes Hefebrot, Nougat, Datteln, getrocknete Feigen, Nüsse, Kekse, kandierte Früchte, Schokolade und Früchtebrot, Mandelkonfekt, kandierte Kastanien und mehr. Die Geschenke werden erst am Weihnachtsmorgen verteilt. Einen zweiten Weihnachtstag gibt es nicht. Am 2. Februar endet die Weihnachtszeit. Die Krippen und Dekorationen werden abgebaut und Crêpes in Form einer Sonne gebacken, um den Frühling anzulocken.

Aix blickt auf erfolgreiches Jahr zurück

Ein beliebtes Ziel ist in der Weihnachtszeit Aix-en-Provence, die Stadt von Paul Cézanne, der dort fast sein ganzes Leben verbrachte. In diesem Jahr feierte Aix seinen berühmten Sohn mit einer ganz besonderen Ausstellung im Musée Granet. Mehr als hundert Gemälde und Zeichnungen von Cézanne wurden aus bedeutenden Museen aus der ganzen Welt nach Südfrankreich gebracht und vom 28. Juni bis 12. Oktober ausgestellt. Für diese einzigartige Sammlung wurden allein im Tourismusbüro für Individualbesucher 305.617 Tickets verkauft. Und das sind noch nicht alle. „Hinzu kommen die vom Musée Granet selbst verkauften oder vergebenen Tickets: Gruppeneintritte, VIP-Tickets, freie Eintritte und private Veranstaltungen. Die endgültigen Zahlen liegen noch nicht vor“, sagt Thomas Dretschkow, der zusammen mit seinen Kollegen vom Office de Tourisme und den Verantwortlichen der Stadt auf ein außerordentlich erfolgreiches Cézanne-Jahr zurückblicken und den Erfolg mit einem vin chaud auf dem Weihnachtsmarkt auf dem berühmten Cours Mirabeau feiern darf.

Jas de Bouffan, das Wohnhaus der Familie Cézanne, ein vielbesuchter Ort im Cézanne-Jahr in Aix. Während der Restaurierung wurden Fresken des berühmten Malers gefunden, die im Winter weiter freigelegt werden. Im Sommer ist das Haus wieder zugänglich.

Frohe Botschaft in provenzalischer Sprache

Ab 29. November erstrahlt Aix-en-Provence wie viele andere Orte in festlichem Glanz. Längs dem Cours Mirabeau laden weihnachtlich geschmückte Chalets zum kaufen und genießen ein. Darüber leuchten Lichterketten. Die Plätze sind prächtig dekoriert, und auf die Stadtmauern werden frohe Botschaften in provenzalischer Sprache projiziert. „Diese Botschaften erinnern an den Reichtum jener Sprache, der Frédéric Mistral sein Leben widmete. 1904 erhielt er für sein Werk den Literatur-Nobelpreis. Die Botschaften laden uns ein, ein lebendiges Erbe neu zu entdecken“, so das Office de Tourisme. Konzerte und viele Veranstaltungen für große und kleine Besucher machen die vorweihnachtliche Zeit in Aix, eine der schönsten Städte in Frankreich, zu etwas ganz Besonderem. Bis zum 4. Januar trägt sie ihr winterliches Festkleid. Dann beginnt die Vorfreude auf den nächsten Frühling in der Provence.

Monsieur le Comte vertreibt den Winterblues

Ein probates Mittel, dem Winterblues zu entkommen, ist ein amüsantes Buch zu lesen. Die Handlung sollte vorzugsweise unter sommerlicher Sonne in südlichen Gefilden spielen. Der geheimnisvolle Autor Pierre Martin erfüllt auch mit seinem dritten humorvollen Krimi um den jungen Grafen, Lucien Comte de Chacarasse, genau diesen Anspruch. In Monsieur le Comte und die Kunst der Entführung (gerade erschienen im Knaur Verlag) erhält Lucien einmal mehr den Auftrag, einen Menschen ins Jenseits zu befördern – gemäß der Tradition in seiner adeligen Familie. Doch der junge Graf hat daran überhaupt kein Interesse. Er genießt viel lieber das süße Leben an der Côte d’Azur: schöne Frauen, das blaue Meer, guten Wein und gutes Essen. Voilà! Sein Auftrag aber lautet, den auf Sardinien lebenden Santiago Lopez-Montequari um die Ecke zu bringen. Doch der erfindungsreiche Lucien erledigt auch diesmal die ungeliebte Aufgabe ohne zu töten. Schließlich hat er mittlerweile auch erfahren, dass sein verstorbener Vater Auftragsmorde nicht immer ausgeführt hat. Zurück in der Provence gerät Lucien dann auch noch selbst in die Schusslinie: Eine junge Frau trachtet ihm nach dem Leben.

Ein kurzweiliges und heiteres Krimi-Vergnügen von dem deutschen Autor Pierre Martin, dessen wahre Identität weiterhin ein Geheimnis bleibt.

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