Im Midi hält nun der Frühling Einzug. Auch wenn es nachts noch kalt werden kann – besonders in der Hochprovence – sind die Tage schon angenehm warm, und von einem stahlblauen Himmel scheint die Sonne. Die Natur erwacht zu neuem Leben. Ein Spaziergang im Wald, in der Garrigue, der typisch mediterranen Heidelandschaft, oder am Strand wecken neue Lebensgeister. Die Luft ist erfüllt von den herrlichen Düften der ersten Blüten und den Aromen frischer Kräuter. Die Bistros und Restaurants richten ihre Terrassen wieder her. In den Dörfern erstrahlen Blumenbeete, Pflanzkübel und Balkonkästen in kunterbunter kräftiger Farbenpracht.
Noch geht es in den Straßen und Gassen der kleinen Orte und Städtchen im Hinterland recht beschaulich zu. Doch an der Côte d’Azur ist es bereits geschäftig. Auf dem Aéroport Nice Côte d’Azur steigert sich die Zahl der Starts und Landungen nun täglich. Mehr und mehr erwachen die Hotels aus ihrem Winterschlaf. An den Stränden sind schwere Fahrzeuge im Einsatz, die Steine und Sand, die das Meer im Winter der Küste abgerungen hat, neu aufschütten. Die Beachclubs, die Plage, werden wieder aufgebaut. Der Frühling im Midi ist eine wunderbare Reisezeit und bietet die Chance, die so einzigartige Landschaft, die mondänen Küstenorte und die romantischen Dörfer intensiv kennen zu lernen.
Die schönsten Terrassengärten in Frankreich
Wer mit dem Auto aus dem Norden Richtung Südfrankreich reist, kommt an Avignon vorbei. Die Stadt der Päpste ist immer wieder einen Besuch wert. Doch jetzt im Frühling, sollte sich der Reisende nicht nur auf die historische Altstadt konzentrieren. Auf der anderen Seite der Rhône in Villeneuve-lès-Avignon thront auf dem Mont Andaon die trutzige mittelalterliche Festung Fort Saint-André. Und gleich dahinter liegt der berühmte Klostergarten. Die Terrassengärten, die im März und April in voller Blüte stehen, gehören zu den schönsten in Frankreich. Sie werden liebevoll gepflegt von den Besitzern Marie und Gustave Viennet und ihrem Gärtnerteam. Der filigrane Italienische Garten mit seinen beiden in Stein gefassten Teichen, die umgeben sind von Beeten mit alten Rosensorten, Lorbeer und Glyzinien steht so ganz im Kontrast zum Mediterranen Garten mit seinen uralten Olivenbäumen, Kräutern und seltenen Pflanzen aus dem Mittelmeerraum. Von hier oben genießt man einen wunderbaren Blick über die Rhône hinüber nach Avignon.
In den Wäldern und auf den Ebenen der Provence leuchten Rosmarin und Iris blau, der Ginster setzt sich strahlend gelb in Szene, und Oleander erblüht von weiß bis dunkelrot. Obst- und Mandelbäume wetteifern mit ihrer Blütenpracht. Die ersten zarten Weinblätter entfalten sich an den Rebstöcken. Insekten schwirren durch die Luft. Die Garrigue, eine mediterrane Strauchheidelandschaft, die bis an die Küste reicht, überzieht ein farbenfroher Blütenteppich. Die Aromen von Rosmarin, Thymian, Salbei und Fenchel mischen sich mit dem Duft der Blüten.
Der Osterhase bringt keine Geschenke
Wer jetzt Zeit hat, startet Richtung Süden und fährt dem Frühling einfach entgegen. Und dann heißt es auch schon bald Joyeuses Pâques – Frohe Ostern. Der Osterhase kommt allerdings nicht. Süßigkeiten in Hülle und Fülle besonders für die Kinder gibt es trotzdem reichlich. Sie haben großen Spaß, in Gärten und auf Wiesen Ostereier und die vielen Leckereien aus Schokolade zu suchen. Doch wie kommen die dahin, wenn sie nicht vom Osterhasen gebracht werden? In Frankreich übernehmen die Kirchenglocken diese Aufgabe. Die reisen nämlich am Gründonnerstag nach Rom, um sich vom Papst den Segen für das neue Kirchenjahr zu holen und empfangen zugleich auch die vielen Süßigkeiten. Auf ihrem Rückflug nach Frankreich verlieren sie am Ostersonntag die Köstlichkeiten über Gärten und Wiesen, zur großen Freude der Kinder. Von Gründonnerstag bis Ostersonntag läuten in Frankreich die Glocken von den Kirchtürmen nicht – die sind ja schließlich unterwegs.
Auch, wenn der Osterhase keine Geschenke bringt, so ist er als Süßigkeit inzwischen überall präsent. Den Glocken mit Flügeln und dem Osterfisch als christliches Symbol macht er jedoch keine Konkurrenz. Apropos Osterfisch: Der heißt eigentlich Aprilfisch, Poisson d’Avril. Am 1. April versuchen die Kinder, möglichst vielen Erwachsenen einen Papierfisch auf den Rücken zu kleben. Ein Sport und Scherz zugleich. Dieser Brauch ist eng mit dem Osterfest verknüpft.
Ein festliches Mal hat am Ostersonntag natürlich Tradition. Als Symbol für das Osterlamm wird eine Lammkeule – gigot – mit Kartoffeln und grünen Bohnen serviert. Ein typisches Ostergebäck in der Provence sind Les brassadeaux de Pâques, Ringe aus Brioche-Teig, die zu Kaffee oder heißer Schokolade gegessen werden. Joyeuses Pâques!
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