Manfred Hammes habe ich bis Dezember 2020, als ich eine E-Mail zu meiner Website von ihm erhielt, nicht gekannt. „Nicht nur, dass wir beide den Midi mögen, sondern sogar Titelparallelen gibt es – mein jüngstes Buch heißt: Durch den Süden Frankreichs. Bei Ihnen stehen noch die ‚Streifzüge‘ davor“ schrieb er mir. Wir nahmen Kontakt auf, und inzwischen liegt sein Buch – 700 Seiten über Literatur, Kunst, Kulinarik in Südfrankreich – auf meinem Schreibtisch. Um es vorweg zu nehmen: Es lohnt sich, es zu lesen.
Wir beide mögen den Midi und wollen den Menschen dieses wunderbare Fleckchen Erde schmackhaft machen. Ein klassischer Reiseführer war und ist nicht unsere Idee gewesen. Sowohl das Buch als auch die Website nehmen auf ganz persönliche Weisen mit auf die Reise in den Süden Frankreichs und lassen viel Raum für eigene Entdeckungen. Sie sind sozusagen der Apéritif.
Reiseverführer mit Gebrauchsanweisung
„Reiseverführer“ nennt Manfred Hammes sein Buch. „Ich erzähle Ihnen etwas von Literatur und natürlich, da wir in Frankreich sind, auch von Köchen, von Malern und Weinbauern“, schreibt der Journalist, Schriftsteller und Filmemacher (70) in seinem Vorwort und gibt schnell noch eine kurze Gebrauchsanweisung: „ … lesen, aber bitte nicht an einem Stück. Springen Sie von den Orten, die Sie kennen oder wo Sie gerade sind, zu denen, wo das noch nicht der Fall ist. … Benutzen Sie es bitte nicht als Untersetzer bei einem wackeligen Tisch, denn in der Zeit können Sie wahrscheinlich nur schwierig darin lesen.“
16 Postkarten mit viel mehr als nur Grüßen aus dem Süden
Dann geht es los auf die Reise in den sonnenverwöhnten Süden der Grande Nation. 16 Postkarten schreibt Manfred Hammes dem Leser: von der Anreise durch das Tal der Rhône, über seine zweite Heimat in der Nähe von Uzès, dort wo auf der D 981 die Platanen auf der falschen Straßenseite stehen, von ganz unten aus Carcassonne und Banyuls fast in Spanien, aus Marseille, aus Sanary und Bandol, aus Cannes und aus der Hochprovence, aus Arles, aus Avignon und vom Mont Ventoux. Es gibt eine Menge zu entdecken, zu erfahren und zu lernen.
Es sind besonders die Literaten, auf deren Spuren Manfred Hammes den Midi erkundet. Die Schriftsteller seien sein ganz spezielles Hobby sagt er, der seine Liebe zu Frankreich als Abiturient bei der Schulabschlussfahrt entdeckt hatte. „Die Exil-Literaten haben mein großes Interesse geweckt. Ich habe fast alles von ihnen und über sie gelesen und viele Orte aufgesucht, in denen sie lebten“, erzählt Hammes, dessen Heimat der Schwarzwald ist. Seit seinem 50. Geburtstag – als er vom Angestelltenverhältnis in die Freiberuflichkeit wechselte – kam so eine umfangreiche private Sammlung von Texten zusammen, nicht nur über die Exil-Literaten. „Dann habe ich mich entschlossen, diese in eine systematische Form zu bringen, und habe schließlich auch einen Verleger gefunden.“ Entstanden ist dieses wunderbare Buch mit Geschichte und Geschichten, das seine Aktualität nicht verlieren wird.
Ein Haus und ein kleiner Weinberg
Manfred Hammes ist inzwischen längst in Südfrankreich verwurzelt. Als junger Mann war er dorthin gereist, „um das Leben im Midi zu genießen“. Später dann, hat er dort geheiratet, ein Haus gekauft. Das Ehepaar bewirtschaftet sogar einen eigenen kleinen Weinberg. „Die Betonung liegt auf klein“, sagt Hammes, „es ist ein Hektar. Die Reben habe ich selbst angepflanzt. Das Keltern und Abfüllen übernimmt allerdings die Cooperative.“
Buch und Blog
„Durch den Süden Frankreichs – Literatur, Kunst, Kulinarik“ ist 2019 bei Nimbus, Kunst und Bücher AG (Schweiz) erschienen. Inzwischen ist die dritte überarbeitete Auflage im Handel. Manfred Hammes schreibt auch einen Südfrankreich-Blog www.lustaufprovence.de und dreht Dokumentarfilme für das französische Fernsehen.
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