Eygalières. Während sich der gebürtige Essener Matthias Wimmer ganz dem Wein verschrieben hat, widmet sich seine Ehefrau Marion Schwarz seit einigen Jahren der Herstellung von Olivenöl. Damit ist sie inzwischen außerordentlich erfolgreich, erhielt ihr L’Olivette fruité vert bei Agrar-Wettbewerben in Paris und Marseille bereits Gold- und Silbermedaillen. Auch im deutschem Magazin „Der Feinschmecker“ reiht sich das rein biologisch angebaute Olivenöl unter den 250 besten weltweit ein.
Diese Einstufung verdient besondere Beachtung, da Frankreich kaum eine Rolle bei der Olivenöl-Produktion spielt. Weltweit werden jährlich rund drei Millionen Tonnen Olivenöl gepresst. Den Löwenanteil stellt Spanien (1,23 Mio. Tonnen in 2019/2020) her, gefolgt von Italien und Griechenland. Frankreich unterhält eine kleine aber feine Produktion von rund 5000 Tonnen pro Jahr. Das ist ein Marktanteil von nicht einmal einem Prozent.
Der Anbau ist ein Vabanque-Spiel
Die Oliven von Marion Schwarz – die Sorten Salonenque, Grossane, Verdale und vor allem l’Aglandau – reifen auf den Parzellen rund um Eygalières zu Füßen der Alpilles. Aus den sonnenverwöhnten Früchten wird ein fruchtig aromatisches Öl gepresst mit der Herkunftsbezeichnung AOP Huile d’Olive de la Vallée des Baux de Provence. 800 bis 1200 Liter des goldgelben Öls werden jährlich auf Flaschen gefüllt und sind schnell vergriffen. Übrigens: Für einen Liter Öl werden je nach Reifegrad zwischen fünf und sieben Kilogramm Oliven benötigt.
Der Anbau ist ein Vabanque-Spiel. „Der Olivenbaum ist ein charakterieller Baum“, sagt Marion Schwarz. „Da weiß man nie, ob er Früchte trägt oder nicht.“ So wird die nächste Ernte ab November wohl eher mager ausfallen, zumal der Frost im Frühjahr noch einmal zugeschlagen hat. „Manche Bäume sind voll, andere tragen kaum Früchte. Zu erklären ist das nicht. Wir stehen alle, damit meine ich alle Produzenten in der Provence, vor einem Rätsel“, so Schwarz.
Entmutigen lässt sich die gebürtige Essenerin nicht: Vor einigen Monaten wurden neue Bäume gepflanzt, was in Corona-Zeiten nicht ganz einfach war. Denn für den Anschluss der Pumpe für die Bewässerung der Parzelle musste Marion Schwarz viele „Klinken putzen“ und schließlich die Präfektur um Unterstützung bitten, damit während des „lockdown“ ein Elektriker kommen durfte.
Genau das brauchen Genießer des Savoir-vivre in Corona-Zeiten: Menschen mit Zuversicht und Qualitätsbewusstsein, die die Sehnsucht befeuern und konkrete Produkte anbieten, die saftige Befriedigung und spannende Erlebnisse liefern. Bravour!