In dem kleinen Dorf Maillane, ein paar Kilometer nordwestlich von Saint-Rémy-de-Provence, erblickte Frédéric Mistral am 8. September 1830 als Sohn eines reichen Gutsherrn das Licht der Welt. Kein Wunder also, dass der junge Mann eine sehr gute Schule in Avignon besuchte und anschließend Jura in Aix-en-Provence studierte. Nach dem Studium ließ sich Mistral in seinem Geburtsort nieder, wo er heiratete und am 25. März 1914 auch starb. Sein Grab befindet sich auf dem dortigen Friedhof.
Das 2500 Einwohner zählende Dorf Maillane bewahrt die Erinnerung an seinen wohl bedeutendsten Sohn. Das Haus, das Frédéric Mistral 1876 nach seiner Hochzeit bauen ließ, ist heute das Musée Frédéric Mistral (www.museemistral.fr) und seit 1930 Historisches Denkmal.
Ein Leben lang mit der Heimat verwurzelt
Der Dichter und Linguist hat das Haus samt Garten und Nebengebäuden sowie Möbel und persönliche Gegenstände der Stadt vermacht. Sie hat das Erbe angenommen und Haus und Garten so erhalten wie zu Lebzeiten Mistrals. Der Besucher fühlt sich beim Rundgang in eine andere Zeit versetzt, entdeckt Brillen, Manuskripte, Bücher, Bilder und viele Dinge des täglichen Gebrauchs. Im schönen Garten hat der Dichter in erster Linie Pflanzen und Blumen der Provence und des Mittelmeerraumes wachsen lassen.
Frédéric Mistral war sein ganzes Leben lang mit seiner Heimat verwurzelt. Im Jahr 1854 war er Mitbegründer der sogenannten Félibrige-Bewegung, die sich für den Erhalt der provenzalischen Sprache in der Literatur einsetzte. Mistral schrieb seine Epen, Gedichte und Erzählungen auf provenzalisch und übersetzte sie selbst ins Französische. Der Dichter und seine Mitstreiter wünschten sich eine geistige und kulturelle Unabhängigkeit der Provence vom zentralistischen Frankreich. Letztlich ist dieses Ansinnen gescheitert. Mistral hat es aber nachhaltig geschafft, die Geschichte der Provence lebendig zu halten.
„Bedeutungsvolle Wirksamkeit als provenzalischer Philologe“
Das bekannteste Werk von Frédéric Mistral ist das Versepos „Mirèio“ (Mireille), das die tragische Liebesgeschichte einer Bauerntochter erzählt. Es wurde von der Académie francaise preisgekrönt und 1863 von Charles Gounod vertont. Den Literatur-Nobelpreis erhielt Mistral u.a. aufgrund „seiner Dichtung, die Natur und Volksleben seiner Heimat getreu widerspiegelt, sowie auf seine bedeutungsvolle Wirksamkeit als provenzalischer Philologe.“
Kein Namensgeber
Auch wenn Frédéric Mistral ein Provenzale durch und durch war, so wurde der kalte Nordwind nicht nach ihm benannt. Der Name Mistral für den zuweilen erbarmungslos tobenden Wind leitet sich aus dem Französischen „en maître“ ab, was soviel heißt wie meisterlich, herrisch.
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