Über das ewige Blau
Frankreich inspiriert – besonders der Süden des Landes, Le Midi, weckt in den Menschen kreative Kräfte
Maler, Bildhauer, Fotografen, Autoren, Winzer, Köche, Olivenbauer, Lebenskünstler, Reisende, Parfümeure und viele mehr zog und zieht es in die Provence. Wer einmal da war, kommt oft wieder. Und nicht wenige bleiben, denn dort weiß der Mensch zu leben: genießt das Savoir-vivre.
Frankreich inspiriert – ganz besonders der Süden mit seinen unverwechselbaren Düften, dem kalten Wind aus dem Norden, der das Tal der Rhône hinunter fegt, dem azurblauen Meer, seinen Landschaften mit den unendlichen Rebflächen, den Olivenbäumen und den bizarren Felsformationen. Das magische Licht zog Maler wie Henri Matisse, Auguste Renoir, Vincent van Gogh, Paul Cézanne oder Pablo Picasso in seinen Bann. Auch für Dichter und Denker wie Frédéric Mistral, Théodore Aubanel oder René Jouveau war Südfrankreich ein Ort des Schaffens und nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland ein Exil für Schriftsteller, u.a. Thomas Mann und Bertolt Brecht.
Überall im Le Midi kann der Reisende den Spuren berühmter Menschen folgen oder sich einfach vom betörenden Duft der Lavendelfelder im Sommer berauschen lassen. Ob auf dem Land oder an der traumhaften Küste zwischen Menton im Osten und Marseille im Westen: Zu jeder Jahreszeit gibt es etwas zu entdecken.
Eine Entdeckung per Zufall
Ich habe die Provence 1995 per Zufall als Sommerreiseziel entdeckt und mich sofort in das Land und seine Menschen verliebt. Seitdem verbringe ich dort viele Wochen im Jahr – und keineswegs nur im Sommer. Meine Eindrücke sollen Lust auf den Süden Frankreichs machen. Ich möchte einfach nur ein bisschen über diese wunderschöne Region erzählen. Ich stelle Menschen, Städte, Dörfer und Produkte vor, tauche ein wenig in die Geschichte der Provence ein und lasse Gastautoren zu Wort kommen.
„Das ewige Blau“ ist kein klassischer Reiseführer, sondern eine Sammlung von Momentaufnahmen, die Lust auf die Provence machen, die Sehnsucht wecken soll. Das Blau des Himmels, es spiegelt sich im Wasser. In Literatur und Grafik steht es für Ferne und Sehnsucht. Emotional wird dem Blau eine ausgleichende und beruhigende Wirkung zugesprochen. Die Farbe des Jahres 2020 ist Classic Blue. Das Pantone Farb-Institut wählte das „zeitlose Blau“ wegen der positiven Gefühle von Weite, Natur und Freiheit.
Gerne nehme ich Sie mit auf die Reise in „Das ewige Blau“.
Sylvia Lukassen
Über die Autorin
Vorsicht, diese Frau ist ansteckend. Aber nicht durch ein Virus, sondern durch ihre Begeisterung für Frankreich, seinen Süden und dort vor allem für die Provence. Das ewige Blau des Himmels und des Meeres, das magische Licht, die wunderschöne Landschaft und das besondere Lebensgefühl haben es ihr angetan. Jeder Mensch hat seinen Sehnsuchtsort. Für Sylvia Lukassen war von Beginn an klar: Nur Nizza oder Saint-Rémy-de-Provence kommen dafür in Frage. Am besten beide Ziele in einem Urlaub. Widerspruch zwecklos.
Woher kommt diese Sehnsucht? Sylvia stammt aus Gelsenkirchen und hat ihr geregeltes Arbeitsleben als Redakteurin bei der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (heute ein Titel der Funke Mediengruppe) im tiefsten Ruhrpott verbracht, bevor sie die Chance als freie Journalistin und Buchautorin nutzte – mit allen Risiken und Nebenwirkungen. Wer lange Jahre den mitunter grauen Revier-Alltag im Blick hatte, der ist wohl besonders anfällig für die Sonne und die Leichtigkeit der Provence. Für Sylvia ist es eine Sucht, die sie mit Wonne auslebt – am liebsten an besagten Sehnsuchtsorten. Und wenn das nicht möglich ist, durch provenzalisch angehauchtes Essen, passende Weine, Bücher und Filme. Da hat sich über Jahrzehnte eine Menge Wissen angesammelt. Nicht nur über neue Trends in der Gastronomie, sondern auch über die Details, an die kaum ein Tourist denkt. Über Schädlinge, die eine ganze Olivenernte gefährden, zum Beispiel. Oder extreme Wetterlagen, die die Winzer so sehr fürchten.
Zur Liebe gehört auch der Kompromiss. Ich war überzeugter Sylter, bevor mich diese Frau mit sanftem Zwang in Richtung Provence umsteuerte. Bis heute habe ich es nicht bereut.
Rolf Kiesendahl