Wenn der Lavendel blüht, zieht es die Welt in die Provence. Ein violettes Meer aus Abertausend Blüten überzieht die Landschaft. Leise rauscht der Wind über die Anbauflächen, versetzt die Pflanzen in leichte Wellenbewegungen. Ein betörender Duft erfüllt die Luft, berauscht die Sinne. Schöner kann die Provence gar nicht sein. Üppige Sonnenblumenfelder setzen das i-Tüpfelchen.
Zwischen Juni und August ist die Hochzeit des Lavendels. Auf rund 20.000 Hektar wird die aromatische Pflanze in der Provence und der Region Auvergne-Rhône-Alpes angebaut. In 120 Destillerien werden jährlich ca. 1000 Tonnen Öl produziert. Das ätherische Öl des seltenen echten Lavendels wird für die Parfüm- und Kosmetikherstellung sowie für pharmazeutische Produkte verwendet. Die chemische Industrie nutzt den ertragreicheren und deutlich preiswerteren Lavandin als Duftstoff in Putz- und Waschmitteln. Speisen und Getränken verleiht der echte Lavendel einen ganz besonderen Kick. Ganz oben in der Liste der Nahrungsmittel steht Lavendelhonig. Bienen und Imker lieben die charakteristische Pflanze der Haute-Provence wegen ihres sehr hohen Zuckergehalts.
Gestiegene Produktion, sinkende Preise
Die Heimat des Lavendels ist der Mittelmeerraum. Inzwischen wird er als Nutzpflanze auch in Spanien, Südosteuropa und sogar in Russland ackermäßig angebaut. Als Zierpflanze gedeiht er bei den erforderlichen klimatischen Bedingungen weltweit. In Frankreich ist die Produktion in den vergangenen Jahren wieder gestiegen, zugleich aber sinken die Preise. So überlegen Landwirte, die Flächen zu reduzieren.
Zahlreiche Routen führen durch die Anbaugebiete. Bei der Auswahl sollte man die Blütezeit beachten. Je höher es hinauf geht, je später blüht der Lavendel. So beginnt die Blüte in der nördlichen Provence zwischen Valence und Vaison-la-Romaine, aber auch rund um Gordes, ab Anfang Juni, während in der Hochprovence um Sault, Banon und Forcalquier sich die violette Pracht erst ab Juli entfaltet.
Von Forcalquier nach Gordes
Ende Juni haben wir die Route von Forcalquier in der Haute-Provence über Banon und Apt nach Gordes gewählt. In dem pittoresken mittelalterlichen Städtchen zwischen der Montagne de Lure und dem Luberon nehmen wir die Département-Straße 950 und fahren ins rund 1000 Meter hoch gelegene Bergdorf Banon. Die kleine Gemeinde zählt annähernd 1000 Einwohner und ist von Getreide- und Lavendelfeldern umgeben. In dem hübschen Dorf wird der gleichnamige in Kastanienblätter eingewickelte Ziegenkäse hergestellt. Eine gute Gelegenheit, die Delikatesse mit einem frischen Baguette und einem Gläschen Rosé zu verkosten. Bevor es weitergeht, lohnt es sich noch einen Blick in die größte Buchhandlung auf dem französischen Land zu werfen: die Librairie Le Bleuet.
Wir fahren über die Département-Straße 51 hinunter Richtung Apt: rechts und links unendliche Lavendelfelder, vorbei an dem Dörfchen Simiane-la-Rotonde. Die 51 geht in die 22 über und führt uns direkt nach Apt. Hier findet jeden Samstag einer der schönsten Märkte in Frankreich statt. Rund 300 Händler bieten hier ihre Produkte aus der Region an, und zur Zeit der Lavendelblüte und -ernte natürlich auch kleine Lavendelsträußchen, die ein ganzes Jahr lang ihren herrlichen Duft in der heimischen Wohnung versprühen und an die Provence erinnern. Kurz hinter Apt biegen wir auf die Département-Straße 4 Richtung Roussillon und Gordes ab. Nach einer Nacht im wohl schönsten Bergdorf der Provence besuchen wir einmal mehr die Abtei von Sénanque, umgeben von einem Traum von Lavendel. Unweit von Gordes in Coustellet befindet sich das Musée de Lavande mit vielen interessanten Informationen zur Geschichte des Lavendels.
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