Herbstliche Idylle in der Provence, das Hotel Gounod in Saint-Rémy-de-Provence.

Der Herbst in der Provence verspricht kulinarische Genüsse

1. Oktober 2025 | 0 Kommentare

Ein Hauch von Indian Summer schwebt über der Landschaft. In den Dörfern legt sich der touristische Rummel. In den Kellern der Domänen gären und reifen die Beeren für den neuen Wein. Der Rosé 2025 könnte ein besonders guter Jahrgang werden. Die Olivenernte steht kurz vor dem Start.

Langsam verabschiedet sich nun auch der Sommer in der Provence. Gleichwohl die Temperaturen noch um die 20 Grad liegen, wird die Landschaft allmählich herbstlich. Die tiefstehende Sonne legt einen goldenen Glanz auf Rebflächen, Olivenhaine und längst abgeerntete Lavendelfelder. Die Bergketten der Alpilles und des Luberon sowie die Maritimen Alpen im Hinterland der Côte d’Azur hüllen sich in ein magisches Licht, je nach Tageszeit in den Farben Orange, Gelb bis Rot. Während die Tage noch angenehm warm sind, sind die Nächte kühl. In der Luft verbreitet sich der Duft nach Kaminfeuer. In den frühen Morgenstunden liegt ein leichter, stets wabernder Nebelschleier über dem Terrain. Herbst in der Provence: Die Touristen werden weniger. Viele Hotels und Restaurants schließen, begeben sich in den Winterschlaf. In den Dörfern kehrt Ruhe ein, der ständige Strom von Reisenden aus aller Herren Länder versiegt. Dennoch bleibt die Provence lebendig, ist auch im Herbst und Winter ein lohnendes Reiseziel. Kulinarisch stehen nun herzhafte Wild- und Fleischgerichte auf dem Speisezettel, und es wird ein bisschen mehr Rotwein als Rosé getrunken. Spaziergänge durch stille Landschaften mit Blick auf Rebstöcke, an denen nur noch das goldene Herbstlaub leicht im Wind zittert, und auf Olivenbäume, deren Früchte kurz vor dem optimalen Reifegrad stehen, lassen auf baldige Gaumenfreuden hoffen.

Ein Olivenhain vom Mas Sainte Berthe im Tal von Les-Baux-de-Provence.

Die Vendange – Tradition und Lebensgefühl

Die Weinlese, die Vendange, ist in der Provence so gut wie beendet. 600 Güter, die rund 20.000 Hektar Rebfläche bewirtschaften, produzieren gut eine Million Hektoliter Wein pro Jahr. Das sind rund 160 Millionen Flaschen. 80 Prozent davon sind Roséweine, längst ein Symbol der Provence. Das Anbaugebiet erstreckt sich südlich von Orange zwischen dem Rhônetal, den Alpen und dem Mittelmeer. Es waren die Antiken Griechen, die erste Rebstöcke in der Provence pflanzten, und die Alten Römer, die den Weinbau weiterentwickelten. Heute ist die Önologie eine Wissenschaft. Die Weinherstellung eine hohe Kunst. Der technologische Fortschritt macht in den Weinfeldern ebenso wenig Halt wie der Klimawandel, der Winzer vor stetig neue und wachsende Probleme stellt. Trotz aller modernen Methoden und klimatischer Anpassungen wird die Vendange begleitet von Traditionen und dem Lebensgefühl von Zusammenhalt und Zufriedenheit.

In Ruhe gereift: Der Wein auf der Domaine d’Eole in Eygalières.

Um den richtigen Zeitpunkt für den Beginn der Lese festzulegen, ruft der Önologe nicht nur das studierte Fachwissen ab, sondern braucht auch Erfahrung und das Gespür für den besten Moment. Geerntet wird in den frühen Morgenstunden, wenn die Sonne noch nicht vollständig aufgegangen ist, die Temperaturen noch kühl sind. So wird gewährleistet, dass die Beeren nach dem Abschneiden nicht oxidieren, frisch, fruchtig und unbeschädigt im Keller ankommen. Nach der Entrappung gelangen sie schnellstmöglich in die Presse und den Stahltank. Waren es bis hierher kurze und schnelle Wege, um eine hohe Qualität zu erzielen, setzt nun die Kunst der Weinherstellung ein, begleiten Ruhe und Geduld den Reifeprozess.

Die Trauben auf der Domaine Sainte Berthe sind geerntet, das Laub verfärbt sich allmählich.

Auf der Domaine Mas Sainte Berthe, unterhalb von Les-Baux-de-Provence, begann die Lese in diesem Jahr sehr früh, ist jetzt, Mitte September, abgeschlossen. „Das ist der Klimawandel“, sagt uns der junge Mitarbeiter. „Die Ernte war sehr gut. Wir haben berechtigte Hoffnungen, dass der Rosé 2025 ein sehr guter Jahrgang werden kann.“ Das Terroir auf dem Mas Sainte Berthe bringt komplexe, intensive Weine mit schöner Struktur hervor. Das warme und sonnige Klima, Kalkgestein und die kargen Böden der Alpilles lassen Trauben mit reichen Aromen und Tanninen gedeihen, erfahren wir weiter. Dabei verkosten wir einen vollmundigen Rotwein, der uns zu Hause im Ruhrgebiet durch den Winter begleiten wird. Auf gut 40 Hektar wird auf dem Mas Sainte Berthe Wein angebaut, seit 2023 rein biologisch – zu einem ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnis. Seit Ende 2023 produziert die Domaine auch Olivenöl von hoher Qualität. Die Früchte brauchen aber noch ein wenig Zeit bis zur Reife.

Regen im Frühjahr reduziert den Olivenertrag

Frankreich zählt bekanntlich nicht zu den großen Olivenölproduzenten weltweit. Selbst im Mittelmeerraum spielt die Nation keine wesentliche Rolle. Spanien, Italien, Griechenland, Türkei, Portugal und Tunesien sind die großen Player. Das aber sagt nicht unbedingt etwas über die Qualität des Öls aus. Unter Kennern und Feinschmeckern gehört das provenzalische Olivenöl zu den besten der Welt. Das zumeist biologisch erzeugte Gold der Provence ist halt keine Massenware, außerhalb Frankreichs nur schwer zu bekommen, schon gar nicht im Supermarkt. Schön, dass inzwischen viele Mühlen einen Online-Verkauf anbieten.

Die Olivenernte steht kurz bevor.

Im Erntejahr 2024/2025 wurden in der Provence rund 5200 Tonnen Oliven geerntet, was ein sehr gutes Ergebnis war. In diesem Jahr wird der Ertrag eher kleiner ausfallen. In unserer bevorzugten Ölmühle Castelas, im Tal von Les Baux unweit der Domaine Sainte Berthe, ist man wie bei anderen Produzenten noch zurückhaltend. „Die Produktion wird klein sein, aber wohl sehr gut“, berichtet man uns. „Wir hatten im Frühjahr sehr viel Regen. Dadurch sind viele Blüten vernichtet worden. Die Bäume tragen also weniger Früchte.“ Jetzt werde es davon abhängen, wie sich das Wetter im Oktober zeigt. Denn: Die Oliven brauchen kurz vor der Ernte Regen. Fällt der aus, vertrocknen die fast reifen Früchte am Baum. War der viele Regen zur Blüte also schädlich, ist er nun in Maßen nützlich. Auch wenn Ertrag und Qualität noch offen sind, wird der Preis für den Liter Olivenöl steigen.

Das Olivenöl aus der Mühle Castelas hat es in viele Küchen von Gourmet-Restaurants geschafft. So wird es im La Taula, dem Feinschmecker-Tempel in der Villa Gallici in Aix-en-Provence, bei der Zubereitung der Speisen verarbeitet. Chef Christophe Gavot, der Gewinner des Wettbewerbs Cezanne-Menu 2025, verwendet die Variante mit Fenchel-Aromen in seinem ausgezeichneten Gericht.

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